Es sind stets die letzten Worte, die nachhallen: Ob im Theater, im Kino oder bei einem Vortrag, die letzten Worte setzen den Schlussakkord. Sie schlagen den Bogen zum Vorherigen, runden die Geschichte ab, schließen den Kreis oder lassen ganz bewusst ein offenes Ende, das den Zuhörer zum weiteren Nachdenken anregt.
Während der Einstieg in eine Rede darüber entscheidet, ob es gelingt, die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen und die Zuhörer für den Vortrag zu interessieren, ist der Redeabschluss maßgeblich dafür, wie das Gesagte im Nachhinein wahrgenommen wird. Der Schluss entscheidet darüber, ob die Rede als solche im Gedächtnis bleibt. Auch wenn sich mit einigem zeitlichem Abstand kaum mehr jemand an alle Details wird erinnern können, so bleibt doch der Gesamteindruck haften und das Grundgefühl, mit dem der Zuhörer den Raum verlassen hat.
Schlägt der Redeabschluss einen Bogen zum Einstieg, bleibt ein Gefühl der Befriedigung zurück. Setzt der Schluss einen Punkt hinter einem stufenweisen Aufbau der Rede, wirkt er als Schlussfolgerung und der Zuhörer behält den Eindruck eines Erkenntnisgewinns. Wirft der Redner zum Ende hin Fragen auf oder lässt zuvor gestellte Fragen offen, regt dies zum weiteren Nachdenken und Reflektieren an, der Zuhörer kommt ins Grübeln.
Der Redeabschluss hinterlässt Eindruck – und färbt auf den Redner ab
Doch nicht nur die Rede und ihr Inhalt werden durch den Schluss ganz wesentlich geprägt. Auch auf den Redner selbst fällt dieser Eindruck zurück: Wem ein Redeabschluss gelingt, der dem Publikum zumindest eine Zeitlang noch im Kopf herumgeistert und der den Vortrag als aus einer Form gegossen erscheinen lässt, wird als souverän und oftmals auch als guter Redner wahrgenommen.
Kommt der Redeabschluss hingegen allzu abrupt oder stellt keinen hinreichenden Bezug zum vorher Gesagten her, wirkt dies auf das Publikum eher verwirrend bis irritierend – und auch der Redner erweckt einen eher unstrukturierten, schlimmstenfalls sogar wenig kompetenten Eindruck. Zurück bleibt dann ein vages Fragezeichen, weder der Inhalt der Rede noch der Vortragende wird nachhaltig im Gedächtnis bleiben, zumindest nicht positiv.
Anlass und Ziel der Rede sind entscheidend
Wie aber gelingt es, die gewünschte Wirkung zu erzielen? Dies hängt in erster Linie ab von Anlass und Ziel der jeweiligen Rede. Geht es darum, eine Geschichte zu erzählen, empfiehlt es sich – je nach Inhalt – am Ende den Kreis zu schließen oder aber einen bewusst offenen Schluss zu setzen. Geht es darum, eine konkrete Botschaft zu senden, sollte auf eine schlüssig aufgebaute Argumentation ein eindringlicher Appell folgen.
Gerade bei längeren Vorträgen ist es ratsam, zum Abschluss die Kernaussagen der Ausführungen noch einmal möglichst kurz und in prägnanten, knappen Sätzen zusammenzufassen. Dadurch bleibt die Kernbotschaft des Vortrags beim Publikum wesentlich besser im Gedächtnis.
Besteht die Möglichkeit – etwa im beruflichen Kontext – den Vortrag durch eine Präsentation zu unterstützen, kann auch dies dabei helfen, die während der Rede skizzierten Ideen, Vorschläge, Visionen oder Appelle noch einmal in einem übersichtlichen Fazit zusammenzuführen.
Sammeln Sie deshalb alle guten Idee und Inspirationen für eine Rede zusammen.
Rhetorisches Herzstück: Vom Einstieg zum Abschluss
Ein gelungener Redeabschluss gilt, ebenso wie ein origineller Einstieg, als eines der Kernelemente in der Rhetorik eines Redners. Wer bereits gewohnt ist, vor Publikum zu sprechen und Gelegenheit hatte, an sich zu arbeiten, dem wird es leichter fallen, eine Rede ansprechend zu gestalten. Ungeübte Redner sollten hingegen einige Dinge beachten, wie zum Beispiel die eigene Körpersprache, Gestik und Mimik, aber auch die Sprechwirkung, etwa durch Tonalität, Sprechtempo oder Lautstärke der Stimme.
Auch die eigenen Vorlieben gilt es als Redner zu berücksichtigen: Manch einer bevorzugt eine vorgeformte Redeführung entlang einer Präsentation oder eines Manuskripts, andere setzen auf Redefreiheit und sind wahlweise Meister im Auswendiglernen oder in der Improvisation. Gerade wer das freie Sprechen oder das Reden vor Publikum nicht gewohnt ist, tut sich selbst und seinen Zuhörern meist einen Gefallen, wenn er sich an einem roten Faden orientiert, der vorab verschriftlicht wurde.
Dadurch fällt auch die gezielte Strukturierung von Einstieg und Abschluss leichter
Man kann beispielsweise eine Rede auch mit einem Satz oder Zitat beenden, das bereits ganz am Anfang genutzt und möglicherweise im Verlauf des Vortrags noch einmal aufgegriffen wurde. Auf diese Weise wird einerseits während der Rede ein roter Faden auch für das Publikum greifbar, andererseits schlägt der Schluss einen Bogen zum Beginn der Rede und formt somit ein großes Ganzes. Zudem hilft den Zuhörern eine wortgleiche Wiederholung dabei, sich später an das Gesagte zu erinnern: Ein wiederholt aufgesagtes Mantra oder ein hundertmal gehörter Werbeslogan bleibt haften und erzielt gerade dadurch seine Wirkung.
Erwartungen des Publikums erfüllen – oder bewusst verblüffen
Ebenso wichtig wie die Bedürfnisse des Vortragenden sind jedoch die Erwartungen des Publikums. Teilnehmer einer Fachkonferenz werden einen anderen Anspruch haben als die Zuhörer einer Laudatio zu einem runden Geburtstag im Familienkreis. Wie bei der gesamten Rede in Form und Inhalt sowie auch der Vortragsart des Redners – von festlich über seriös bis hin zu informell unterhaltsam – kommt es gerade auch beim Einstieg sowie beim Redeabschluss darauf an, den richtigen Ton zu treffen und die passenden Worte zu wählen, um das Publikum glaubhaft und dem Anlass angemessen anzusprechen.
Ob es sich um eine lustige Anekdote aus der Vergangenheit des Jubilars handelt oder um einen Zukunftsausblick der Firma – der Schlussakkord muss sitzen. Dies kann sowohl gelingen, indem die Erwartungen des Publikums erfüllt und durch rhetorisches Geschickt, etwa im Hinblick auf die Wortwahl, befriedigt oder gar übertroffen werden – oder aber, indem der Redner die Erwartungen gerade nicht erfüllt und die Zuhörerschaft mit Überraschendem verblüfft.
Letzteres garantiert die Aufmerksamkeit der Zuhörer, bedarf jedoch eines besonders ausgeprägten Fingerspitzengefühls: Gerade wenn der Erwartungsrahmen bewusst gesprengt werden soll, muss dies dennoch in einem zum Anlass passenden Rahmen geschehen. Diese Kunstform der Rhetorik ist daher eher geübten Redeprofis vorbehalten und für Einsteiger eher nicht zu empfehlen.
Um auch als ungeübter Redner nachhaltige Wirkung beim Publikum zu erzielen und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, gibt es daher die eingangs skizzierten einfachen Spielregeln, an denen sich Neuredner orientieren können.
Zusammenfassend sollte ein gelungener Redeabschluss das können
- die Kernaussagen des Vortrags kurz und knapp auf den Punkt bringen,
- das zuvor Gesagte zu einem schlüssigen Fazit zusammenführen,
- einen Bogen schlagen zum Redeeinstieg,
- den Zuhörern im Gedächtnis bleiben,
- dem Anlass und dem Publikum entsprechend angemessen sein.
Redaktion redenwelt.de