Protokollreden

Die protokollarische Reihenfolge der Redner: Wichtiges zur Rangfolge in Reden

Protokolle geben einen Rahmen vor, wie offizielle Veranstaltungen ablaufen sollten und was bei den Formalitäten zu beachten ist. Darunter fällt auch die protokollarische Rangfolge, die sich streng an der Hierarchie anwesender Gäste und Redner orientiert. Die protokollarische Reihenfolge umfasst Aspekte wie: „Wer wird zuerst begrüßt?“ oder: „Wer spricht zuerst?“. Diese Fragen sind insbesondere im Hinblick auf Reden von großer Relevanz und sollten sorgfältig vorbereitet werden. Denn: Missachtet man die protokollarische Rangfolge, kann das negative Konsequenzen für den Erfolg einer Veranstaltung haben. Dieser Beitrag erläutert Ihnen, welche Punkte Sie bei Reden im Zusammenhang mit der protokollarischen Rangordnung beachten sollten.

Definition: Was ist die protokollarische Reihenfolge?

Protokoll und protokollarische Reihenfolge – was heißt das eigentlich? Viele verbinden mit dem Begriff „Protokoll“ die wortgetreue Niederschrift, beispielsweise einer Versammlung. Der Terminus hat jedoch noch eine weitere Bedeutung, die im Duden wie folgt definiert wird: „für den diplomatischen Verkehr verbindliche Formen; diplomatisches Zeremoniell“. Bei einem Protokoll geht es also auch darum, bestimmte Regeln zu beachten. Für die protokollarische Reihenfolge von Redner bedeutet dies insbesondere die unterschiedlichen Hierarchieebenen der Anwesenden zu berücksichtigen.

Guter Umgang mit Gästen

Gehen Sie angemessen mit geladenen Gästen auf einer offiziellen Veranstaltung um © Candybox Images – Shutterstock

Auf den ersten Blick mutet Protokollen ein starrer und beschränkender Charakter an. Aber: Protokollarische Regeln haben zumeist auch große Vorteile – erleichtern sie doch den angemessenen Umgang mit geladenen Gästen auf einer offiziellen Veranstaltung. So bedeutet die Beachtung einer protokollarischen Reihenfolge, dass man bei einer Veranstaltung die hierarchische Rangordnung der Gäste beachtet.

Folgende Situationen erfordern unbedingt die Beachtung der protokollarischen Rangfolge:

  • Bei der Reihenfolge der namentlichen Erwähnungen der Ehrengäste in den offiziellen Begrüßungsworten
  • Bei der Festlegung der Rednerreihenfolge auf einer Veranstaltung
  • Wenn in einer kleinen Gruppe Ehrengäste persönlich begrüßt werden sollen
  • Bei der Festlegung der Sitzordnung

Wenn Sie die protokollarischen Regeln einhalten, können Sie sicherstellen, dass Sie keine gesellschaftlichen Normen verletzen. Gut zu wissen ist dabei: In der Bundesrepublik Deutschland gibt es per se keine offizielle Rangfolge. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass die starre Anwendung einer Hierarchie-Liste nicht im Sinne der Vielfalt von Veranstaltungen wäre. Dennoch hat sich in der Praxis eine inoffizielle Rangfolge herauskristallisiert. Diese erläutert der folgende Abschnitt.

Besonderheiten der protokollarischen Reihenfolge bei Amts- und Würdenträgern

Sind bei einer Veranstaltung hochrangige Staatsmänner und -frauen zugegen, muss auf die Einhaltung des Protokolls besonders geachtet werden – auch wenn es, wie schon erwähnt, keine offizielle Hierarchie gibt.

Protokollarische Rangordnung in der Politik

In der Praxis – insbesondere im Hinblick auf die politische Sphäre – gilt dennoch diese Rangfolge:

  1. Bundespräsidentin oder Bundespräsident
  2. Präsidentin oder Präsident des Deutschen Bundestages
  3. Bundeskanzlerin oder Bundeskanzler
  4. Präsidentin oder Präsident des Bundesrates
  5. Präsidentin oder Präsident des Bundesverfassungsgerichtes

Diese Reihenfolge ist nur ein Auszug aus der sogenannten „Top-70-Liste“, auf die auch das Protokoll Inland der Bundesregierung referiert. Die Liste zählt Personen und Ämter auf, die mittelbar oder unmittelbar mit dem deutschen Staat und seinen Institutionen verbunden sind – diese Menschen sind somit die höchsten Staatsdiener der Bundesrepublik.

Was hat es mit der Top-70-Liste bei einer protokollarischen Rangfolge auf sich?

Entstanden ist diese Auflistung aus historischen und repräsentativen Gründen. Die Liste lässt sich dabei auch auf rangniedrigere – beispielsweise auf kommunale oder regionale – Ebenen anwenden. Auch wenn keine ranghöchsten Beamten präsent sind, gibt es damit eine Reihenfolge vor, die man beachten sollte.

So ist bei der offiziellen Begrüßung einer Veranstaltung der (Ober-)Bürgermeister der Stadt oder Gemeinde als erstes zu nennen – sofern er natürlich auch zugegen ist. Dieses Amt ist somit analog zu dem des Bundespräsidenten zu verstehen.

Protokollarische Rangfolge bei der Begrüßung: Das sollten Sie beachten

Um die protokollarische Reihenfolge bei der Begrüßung bestimmter Gäste im Rahmen einer Rede festlegen zu können, gibt es einige Kriterien. Diese sind dabei aber nur Hilfsmittel. Denn: Die Festlegung einer Rangordnung ist mit sehr viel Fingerspitzengefühl verbunden – es gibt kein Schema F, das sich auf alle Situationen übertragen lässt. Je nach Anlass und Hintergrund der Veranstaltung ist auch der protokollarische Ablauf gesondert zu prüfen.

Die Kriterien für die Festlegung der protokollarischen Reihenfolge bei der expliziten Nennung im Rahmen einer Ansprache sind:

  1. Ausländer vor Inländer: Ausländische Gäste werden gegenüber inländischen in der Regel mit Vorrang behandelt. Ist zum Beispiel ein Oberbürgermeister eines anderen Landes oder einer anderen Kommune vor Ort, wird dieser vor dem „heimischen“ Oberbürgermeister des Veranstaltungsortes genannt.
  2. Mandatsträger vor Beamten: Amtsträger, die vom Volk gewählt wurden, sind in der Rangordnung höher zu bewerten: Berufsbeamte werden somit nachrangig behandelt.
  3. Lebensalter: Das Alter ist ein natürliches Merkmal, das sich auch auf die protokollarische Reihenfolge auswirkt. So sind ältere Gäste zumeist als ranghöher zu bewerten als jüngere.
  4. Alter nach Dienstjahren: Je nachdem, wie lange ein Gast sein Amt bereits innehat, sollte man ihn im Hinblick auf die Rangfolge bei der Begrüßung priorisiert behandeln.
  5. Erworbene Titel vor verliehenen Titel: Eine Person, die ihren Titel erworben hat – zum Beispiel, indem sie promoviert oder habilitiert hat – rangiert vor Titelträgern, die ihren Titel verliehen bekommen haben.
  6. Besondere Beziehungen: Personen, die besondere Beziehungen zu der Veranstaltung oder zum Veranstaltenden haben, kann man in der Rangfolge oben platzieren. Ein Beispiel hierfür sind Ehrenbürger, der Doktorvater oder der Vereinsvorsitzende. Außerdem gilt: Der ranghöchste Gast ist die Person, zu deren Ehren Sie die Veranstaltung geplant haben. Am besten ist es daher, in den Begrüßungsworten den Ehrengast in Verbindung mit dem Anlass der Veranstaltung hervorzuheben. Somit können sich andere Ehrengäste nicht stillos behandelt fühlen.

Übrigens gilt das Motto „Ladys First“ bei der protokollarischen Reihenfolge nicht – außer ein Mann und eine Frau teilen sich den gleichen Rang. Dann kann die Frau den Rang vor dem Mann einnehmen. Außerdem gilt: Ist bei einer Veranstaltung der Ehepartner des Amtsträgers vor Ort, teilt dieser dessen Rang. Sind beide einzeln auf der Veranstaltung präsent, gilt hingegen ihr jeweils eigener Rang.

Knigge: Wieso ist es wichtig, die protokollarische Rangfolge der Redner zu beachten?

Besteht ein Gast bei einer Veranstaltung auf die Einhaltung der protokollarischen Rangfolge, sollte man dies nicht automatisch als unnötige Eitelkeit abweisen. Denn: Der Gast vertritt in vielen Veranstaltungen nicht nur sich als Person, sondern eine Institution oder ein Amt, das ihm entweder durch Wahl oder Ernennung zuteilgeworden ist.

Dieses Amt muss damit auch dementsprechend repräsentiert werden, wodurch die Gäste auch ein berechtigtes Interesse daran haben, protokollgerecht behandelt zu werden. Außerdem geht mit dem erreichten Rang automatisch die Verbindung mit Kompetenz, Autorität und Leistung einher – diese Eigenschaften gilt es durch die Einhaltung der Rangfolge zu würdigen.

Missachten Sie die Rangfolge, degradieren Sie den Gast in seinem gesellschaftlichen Status. Das hat zur Folge, dass Sie nicht nur sich selbst, sondern auch Ihren Gast blamieren. Daher ist es äußerst wichtig, dass Sie dem Protokoll und seinen Vorgaben Beachtung schenken.

Protokollarische Rangfolge der Redner: Wer darf zuerst sprechen?

Während man bei der Begrüßung der anwesenden Gäste eine klare Rangfolge beachten sollte, ist die protokollarische Reihenfolge der Redner nicht ganz so eindeutig. Wem das erste Wort oder die Festrede gebührt, ist von Veranstaltung zu Veranstaltung unterschiedlich zu bewerten. Es ist legitim, den Festredner nach seiner Kompetenz, seiner rhetorischen Begabung und/oder seinem Unterhaltungswert auszuwählen – und nicht nach seinem Rang. Dies ist auch der Fall, wenn während der Festrede sehr viel ranghöhere Personen anwesend sind.

Richten Sie die Rednerreihenfolge dennoch nach der protokollarischen Rangfolge, können Sie zwischen zwei Varianten auswählen:

  1. Protokollarisch fallende Rangfolge der Redner: Der ranghöchste Gast spricht zuerst und übergibt das Wort dann an die Person mit dem nachfolgenden Rang. Der rangniedrigste Gast spricht somit zuletzt.
  2. Protokollarisch steigende Rangfolge der Redner: Der rangniedrigste Gast beginnt und dem ranghöchsten gebührt das letzte Wort – auch diese Reihenfolge ist legitim. Die Wahl dieser Reihenfolge wirkt dramaturgischer, da man die Spannung bis zum Hauptredner halten möchte. Im deutschen Protokoll ist die Wahl der Reihenfolge flexibel gehandhabt, während es zum Beispiel in Frankreich als unhöflich gilt, nach dem ranghöchsten Redner noch einmal das Wort zu ergreifen.

Wie Sie sich bei der Wahl der Reihenfolge entscheiden, ist Ihnen überlassen. Je nach Art der Veranstaltung, sollten Sie sich überlegen, welche Reihenfolge am sinnvollsten ist.

Tipps bei einer Veranstaltung: Was Sie beachten sollten

protokollarische Rangfolge Veranstaltungstipps

Nutzen Sie unsere Tipps für den erfolgreichen Verlauf Ihrer Veranstaltung © Adha Ghazali – Shutterstock

Die protokollarische Rangfolge und die Reihenfolge der Redner sind essenzielle Punkte, denen man Beachtung schenken sollte. Nicht umsonst gibt es bei jeder größeren staatlichen Institution eine Abteilung, die sich um das Protokoll kümmert. Vor allem, wenn bei einer Veranstaltung hohe Vertreter aus Wirtschaft oder Politik zugegen sind, bedarf es einer außerordentlich gründlichen Vorbereitung.

Dieser Artikel stellte Ihnen die Gründe dafür bereits vor. Doch nicht nur die Vorbereitung selbst ist ein wichtiger Punkt: Auch wenn die Feier oder der Festakt bereits in vollem Gange ist, sollten Sie einige Knigge-Aspekte beachten.

Das sind Tipps, wie Sie Fehler vor und während der Veranstaltung vermeiden können:

  1. Vermeiden Sie Begrüßungsorgien. Wen sollten Sie bei der Begrüßung unter allen Umständen nennen und bei wem können Sie es verschmerzen, sie bzw. ihn nicht zu nennen? Kann man eine Gruppe von Gästen auch gemeinsam begrüßen? Diese Fragen gilt es vor allem bei der Vorbereitung zu beantworten. Minutenlange Begrüßungsworte strapazieren die Aufmerksamkeit der Anwesenden.
  2. Überprüfen Sie die Titel Ihrer Gäste. Verwechslungen geschehen bei persönlichen Titeln oder Amtsbezeichnungen schnell – daher sollten Sie die genauen Titel im Vorhinein überprüfen: Zur Not auch kurz vor der Begrüßung beim Assistenten des Gastes.
  3. Vergewissern Sie sich, ob wirklich alle Ehrengäste, die sie namentlich begrüßen, auch erschienen sind – so vermeiden Sie, unvorbereitet zu wirken, und Sie ersparen sich Peinlichkeiten.
  4. Weisen Sie den Rednern feste Redezeiten zu. Da Menschen nur über eine begrenzte Dauer an Aufnahmefähigkeit verfügen, sollten die Reden so kurz wie möglich gehalten werden. Als Faustregel gilt, dass die namentliche Begrüßung nie länger als fünf Minuten und die Grußworte nicht länger als zehn Minuten dauern sollten. Der Festvortrag darf mit etwa 45 Minuten um einiges länger sein.
  5. Verzichten Sie bei größeren Gruppen auf den Handschlag. Bei einer Gruppe von vier bis sechs Personen, ist eine Begrüßung per Handschlag noch möglich. Darüber hinaus wird es jedoch eher unübersichtlich und umständlich.

Beachten Sie diese Tipps, können Sie sicherstellen, dass Sie sich optimal auf Ihre Veranstaltung vorbereitet haben. Dennoch gilt: Reagieren Sie auf Unvorhersehbarkeiten flexibel. Nicht alles lässt sich planen.

Redaktion redenwelt.de

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