Rhetorik-Tipps

So erkennen und vermeiden Sie Füllwörter in Reden

„Ähm, also eigentlich würde ich sagen, dass das so einfach nicht geht, aber na gut, hm, wir schauen einfach mal.“ Dieser Satz steckt voller Füllwörter. Füllwörter werden oft unterbewusst in Sätze eingebaut. Besonders in der gesprochenen Sprache kommen sie häufig vor.

Füllwörter, füllende Worte

Redenschreiber verzichten ganz auf die Nutzung von Füllwörtern © wellphoto – Shutterstock

Redenschreiber verzichten in ihren Reden auf Füllwörter, die Manuskripte kommen ohne aus. Beim Halten der Rede werden sie aber von vielen Rednern automatisch eingebaut. Füllwörter sind leere Worthülsen und sogenannte Weichmacher. Die Wirkung dieser Füllwörter für Ihre Rede ist fatal.

Was sind Füllwörter und wieso nutzen wir sie?

Füllwörter sind Wörter, die nicht nötig sind, um eine Aussage zu tätigen. Wer Füllwörter benutzt, möchte seine Aussage abschwächen oder verstärken, Aggression aus einer Forderung nehmen oder Pausen überbrücken.

Füllwörter werden auch „Sprachmarotten“ genannt, da sie etwas sind, das viele Menschen nicht aus ihrer Sprache herausbekommen. Sie sind eine Angewohnheit, die in der Alltagskommunikation und im Gespräch zwar unproblematisch ist und zum Teil sogar dazugehört, bei offiziellen Reden aber stört.

Welche Füllwörter gibt es?

„irgendwie“ – Beispiel: „Irgendwie weiß ich auch nicht, wie das passieren konnte.“ Sagen Sie stattdessen: „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte.“

„im Endeffekt“ – Beispiel: „Im Endeffekt ist das für alle Beteiligten das Beste.“ Sagen Sie stattdessen: „Das ist für alle Beteiligten das Beste.“

„halt“ – Beispiel: „Das ist halt so.“ Sagen Sie stattdessen: „So ist es.“

„eigentlich“ – Beispiel: „Eigentlich geht es mir gut.“ Sagen Sie stattdessen: „Mir geht es gut.“

„übrigens“ – Beispiel: „Das ist übrigens schon das 3. Mal, dass das passiert.“ „Das ist das 3. Mal, dass das passiert ist.“

„wirklich“ – Beispiel: „Der Abend war wirklich toll.“ Sagen Sie stattdessen: „Der Abend war toll.“

„wohl“ – Beispiel: „Das ist dann wohl so.“ Sagen Sie stattdessen: „Das ist dann so.“

„prinzipiell“ – Beispiel: „Das ist prinzipiell in Ordnung.“ Sagen Sie stattdessen: „Das ist in Ordnung.“

„an und für sich“ – Beispiel: „An und für sich bin ich damit einverstanden.“ Sagen Sie stattdessen: „Ich bin damit einverstanden.“

„sehr“ – Beispiel: „Der gestrige Abend war sehr schön.“ Sagen Sie stattdessen: „Der gestrige Abend war schön.“

„quasi“ – Beispiel: „Wir waren quasi fast da, als Tim stolperte und sich den Fuß brach.“ „Sagen Sie stattdessen: „Wir waren fast da, als Tim stolperte und sich den Fuß brach.“

„im Grunde“ – Beispiel: „Im Grunde ist das kein Problem.“ Sagen Sie stattdessen: „Das ist kein Problem.“

Auch Füllsätze stören eine Rede

Füllwörter können auch ganze Satzkonstruktionen sein.

„ich würde denken/sagen/meinen, dass“ – Beispiel: „Ich würde denken/sagen, dass wir das so machen können.“ Sagen Sie stattdessen: „Wir können das so machen.“

„ich denke, dass“ – Beispiel: „Ich denke, dass ich heute Abend komme.“ Sagen Sie stattdessen: „Ich komme heute Abend.“

Weitere Beispiele für Füllwörter

Beliebte Füllwörter sind auch „ähm“, „ehm“ oder „hmm“. Sie werden eingesetzt, um Redepausen zu überbrücken oder werden unterbewusst in die Rede eingebaut, wenn jemand unsicher ist. Sie lassen einen Redner weniger kompetent wirken und seiner Unsicherheit wird mit diesen Lauten Ausdruck verliehen. Häufig kommen diese Laute automatisch aus den Mündern von ungeübten Rednern. In der Alltagssprache sind sie geläufiger und oft auch weniger unproblematisch, in Reden fallen sie aber unangenehm auf.

Durch Füllwörter wie „sehr“ oder „wirklich“ sollen Aussagen verstärkt werden. In der Alltagssprache mag das passend sein, in der Rede geht jedoch nichts über klare und direkte Kommunikation. Andere Wörter wie „eigentlich“ oder „halt“ oder Konjunktiv-Formulierungen wie „ich würde sagen“ schwächen den Umstand ab, dass jemand etwas so meint wie er es sagt. Unterbewusst wird angenommen, dass es das Gegenüber als zu aggressiv auffassen könnte, wenn eine Aussage klipp und klar formuliert wird. Dabei ist es genau das, was eine gute Rede ausmacht:

  • Präzision in der Rhetorik
  • Klarheit in der Ausdrucksweise
  • Direktheit im Anliegen

Versuchen Sie sich daher in der direkten Kommunikation. Verzichten Sie bewusst auf Füllwörter und erleben Sie, wie das Dialoge und Reden beeinflussen kann.

Wie verändern Füllwörter eine Rede?

Füllwörter bauschen eine Rede unnötig auf. Durch sie verliert die Rede an Qualität und die Kernaussage der Rede kann missverstanden werden. Auch geben sie den Zuhörern das Gefühl, dass der Redner seine eigene Kernaussage nicht kennt. Schließlich scheint er Probleme zu haben, diese klar und deutlich zu vermitteln. Füllwörter nehmen dem Redner Glaubwürdigkeit und Kompetenz. Nur wer sein Anliegen direkt vermitteln kann, wird als souverän wahrgenommen.

Die Laute „ähm“ oder „hmm“ können für die Zuhörer sogar störend sein, sodass sie vom Inhalt der Rede abgelenkt werden und sich nur noch auf diese Laute konzentrieren. Redner verlieren dadurch die Aufmerksamkeit ihres Publikums für das Wesentliche und wirken darüber hinaus nicht sonderlich intelligent, wenn sie hinter jeden zweiten Satz ein „ähm“ setzen.

Füllwörter nehmen die Spannung und lassen die Rede unverständlich werden. Sie wird zu langatmig und die Zuhörer werden sie nicht als eine prägnante, aussagekräftige Ansprache in Erinnerung behalten. Die Struktur kann unter Füllwörtern leiden und das Redeziel wird verfehlt.

3 Tipps, um Füllwörter zu vermeiden

  1. Um Füllwörter in der Rede zu vermeiden, hilft vor allem: Üben, üben, üben. Nur wer seine Rede in- und auswendig kennt, kann sie ohne Füllwörter halten. Auch für die alltägliche Kommunikation lässt sich das Vermeiden von Füllwörtern üben, in dem Sie sich Ihre Worte bewusst machen. Achten Sie darauf, wie oft Sie „ähm“ oder „eigentlich“ sagen und bemühen Sie sich, dies zu unterlassen. Das Üben im Alltag kann Ihnen beim Halten von Reden im beruflichen Kontext behilflich sein.
  2. Sie können auch Ihre Gesprächspartner bitten, Sie darauf hinzuweisen, wenn Sie wieder ein „Füllwort“ benutzt haben.
  3. Am besten prüfen Sie Ihre fertig geschrieben Rede auf Füllwörter und streichen mindestens 90 Prozent ersatzlos.

Wenn Sie Ihre Rede einstudieren, sprechen Sie laut und deutlich. Achten Sie bewusst auf Ihre eigene Stimme, um die Füllwörter zu identifizieren. Sie können sich auch professionelle Hilfe von einem Stimm- oder Rhetoriktrainer holen. In einem Coaching lernen Sie, wie Sie souverän und ohne Füllwörter vor Publikum sprechen und bei Ihrem nächsten Vortrag glänzen.

Gibt es sinnvolle Füllwörter?

Wenn es sich um einen kritischen Kontext handelt, in dem eine diplomatische Sprache wichtig ist, können Füllwörter Sinn machen. Sie sollten eingesetzt werden, um Aussagen bewusst abzuschwächen oder zu verstärken. Ein „sehr“ oder „wirklich“ ist auch dann nicht fehlplatziert, wenn Sie Ihrer Begeisterung oder Abneigung für etwas Ausdruck verleihen wollen.

Wann immer ein als Füllwort bekanntes Wort einen Mehrwert in einen Satz bringt, kann es verwendet werden. Auf einige Worthülsen trifft das aber definitiv nicht zu und Wörter wie „eigentlich“ oder „quasi“ entlarven Sie ebenso wie „ähm“ als ungeübten Redner.

Publikum und Thema der Rede sind entscheidend

Überraschungsrede

Überraschen Sie das Geburtstagskind mit einer Rede zum 50. Geburtstag © Monkey Business Images – Shutterstock

Es hängt immer vom Publikum ab, wie sich Füllwörter auf Ihre Rede auswirken. Auch das Redethema ist entscheidend. Bei komplexen, wissenschaftlichen oder ernsten Themen fallen „ähm“ und „quasi“ deutlich unangenehmer auf als bei einer privaten Rede zum 50. Geburtstag.

Dort wird es Ihnen niemand übel nehmen, wenn Sie ein „eigentlich“, ein „im Grunde“ oder ein „hmm“ einbauen. Schließlich ist es auch nicht für jeden Redenanlass nötig, sich akribisch vorzubereiten und jedes einzelne Wort auswendig zu lernen, um Füllwörter zu vermeiden.

Dennoch: Je besser Sie Ihre eigene Rede kennen, desto eher benutzen Sie keine Füllwörter. Schließlich haben Sie keine Pausen zu füllen oder Worthülsen zu übermitteln, sondern können Ihre Inhalte souverän und kompetent vermitteln.

Redaktion redenwelt.de

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