„Der Ton macht die Musik“ – ein altes Sprichwort, das jeder kennt und so wie bei so vielen Sprichwörtern eine ganze Menge Wahrheit drinsteckt. Denn ohne die richtige Betonung ist eine Rede nur wenig wert. Eine gute Betonung und eine gute Rhetorik vermögen es dagegen, eine langweilige Rede spannend zu gestalten und so zu einer fesselnden Rede zu machen.
Wer nun als erstes Politiker vor Augen hat, liegt damit gar nicht so weit daneben. Viele politische Themen sind staubtrocken und doch steckt in Wahlkampfreden von Politikern Leidenschaft, die versucht, Menschen für sich (und seine Meinungen) zu gewinnen. Das ist nur mit einer guten Rhetorik und einer guten Betonung möglich, die die Wichtigkeit einzelner Aussagen, einzelner Sätze, sogar nur einzelner Wörter besonders hervorheben und betonen kann.
„Der Redner regiert den Haufen“, sagte Georg Rollenhagen, ein relativ unbekannter Dichter, der im 16. Jahrhundert lebte und mit seiner Einschätzung eben nur dann Recht behält, wenn die Betonung stimmt. Wie wichtig sie ist, welche Arten der Betonung es gibt und wie eine gute Betonung geübt werden kann, stellen wir nachfolgend vor.
Die Wichtigkeit der Betonung
Wie wichtig die Betonung in einer Rede ist, wird klar, wenn man sich ein paar Beispiele vor Augen führt.
„Tötet ihn nicht verschonen“ ist ein solches Beispiel, welches gern immer wieder angeführt wird. Der Satz soll im 18. Jahrhundert auf einem Zettel an einer Gefängnistür vorgefunden worden sein. Nur wie ist er gemeint? Eine kleine Pause an der richtigen Stelle macht einen bedeutenden Unterschied. So geht es bei diesem Beispiel um nicht weniger als den zwischen Leben und Tod.
Die beiden Varianten der Betonung:
- „Tötet ihn nicht, (Pause) verschonen!“ – Der Eingesperrte hat Glück und kommt mit seinem Leben davon.
- Tötet ihn, (Pause) nicht verschonen!“ – Das letzte Stündlein des Gefangengen hat geschlagen.
Das Komma, das beim Schreiben und Lesen den Sinnzusammenhang verschiebt, bekommt das Publikum bei einer Rede nicht zu Gesicht. Hier ist es also am Redner, für die richtige Betonung, in diesem Fall eine kleine Pause an der richtigen (!) Stelle, zu sorgen, die den Gefangenen vor die Tür setzt oder ihm die Henkersmahlzeit serviert.
Ein weiteres Beispiel:
„Du sollst den Polizisten umfahren.“
Selbst beim Lesen ist die Aussage des alleinstehenden Satzes nicht ohne Weiteres erkennbar und ergibt sich nur durch den Sinnzusammenhang. Beim Sprechen bekommt der Satz allein durch die jeweilige Betonung eine völlig andere Bedeutung.
Liegt die Betonung auf „Du sollst den Polizisten umFAHREN“, hat der Ordnungshüter nochmal Glück gehabt. Anders sähe es dagegen beim Hervorheben in „Du sollst den Polizisten UMfahren“ aus, bei dem sich der Wachtmeister nur mit einem Hechtsprung vor einem Unglück retten kann.
Die beiden Beispiele spitzen zu und sollen lediglich verdeutlichen, wie wichtig die Betonung ist. Ähnliche, wenn gleich oft mildere Beispiele, ziehen sich durch beinahe jede Rede. Ohne richtige Betonung ist sie nichts, ganze Bedeutungen können falsch verstanden werden und das Publikum wird es schwer haben, für sich eine Botschaft aus dem Text zu ziehen.
Die verschiedenen Betonungsarten
Von sprachwissenschaftlicher Seite aus betrachtet, lassen sich verschiedene Arten der Betonung feststellen. Unterschieden wird dabei vor allem in folgenden Kategorien: Lautstärke, Dauer, Vokalqualität, Pausen.
Lautstärke: Die wahrscheinlich einfachste Betonungsart ist die Lautstärke, die bei zu betonenden Silben ansteigt oder selten auch gezielt gedämpfter zum Einsatz kommt.
Dauer: Eine weitere Möglichkeit, einen bestimmten Teil, eine Wortgruppe, ein Wort oder nur eine Silbe zu betonen, ist die Dauer. In der Regel werden besonders betonte Silben hörbar gedehnt und so langsamer ausgesprochen, um sich deutlich vom Rest abzuheben. So sind bei Synchronsprechern die betonten Teile sogar bis zu 60 Prozent länger als die unbetonten Silben (Quelle: Dagny Trägler, Der Einfluss der Stimme auf die Charakterdarstellung; Mündliche Kommuniation. Band 9.)
Vokalqualität: Einige Sprecher und Redner schaffen es durch das bloße Hervorheben von Vokalen ganze Wörter zu betonen. Insgesamt ist die Aussprache der Vokale aber eine eher zu vernachlässigende Betonungsart.
Pausen: Pausen sind ein wichtiges Stilmittel der Rhetorik und dienen dazu, Gesagtes wirken zu lassen oder Silben und Wörtern eine völlig andere Bedeutung zu geben (siehe oben). Pausen können Sie vor oder nach einem zu betonenden Teil als Stilmittel benutzen.
Tipps für die richtige Betonung in einer Rede
Um eine gelungene Rede zu halten, den richtigen Ton zu treffen und dem Publikum das mitzuteilen, was man mitteilen möchte, sind folgende Tipps altbewährt.
Sätze kurz und knapp halten
Sind die Sätze in einer Rede einfach und kurz gehalten, sind sie wesentlich besser zu verstehen. Ein Satz, der möglichst viele Informationen beinhaltet, dafür aber drei- oder sogar viermal verschachtelt ist, kommt beim Zuhörer in der Regel wenig gut an, da er beim zweiten Nebensatz schon nicht mehr weiß, worum es eigentlich genau ging. Weniger ist mehr. Kurze und prägnante Aussagen tragen ganz wesentlich zum Verständnis eines einzelnen Satzes und einer ganzen Rede bei.
Kernbotschaften hervorheben
Werden in einer Rede zentrale Aussagen angesprochen, gilt es, diese gesondert hervorzuheben und so die Deutlichkeit und Wichtigkeit auch sprachlich geltend zu machen. Das kann durch die oben bereits vorgestellten Betonungsarten geschehen. So können essentielle Punkte gezielt lauter oder langsamer ausgesprochen werden, um sich vom Rest abzuheben. Liegt der Schwerpunkt der Betonung nur auf Silben, werden die so in ihrer Bedeutung unterstrichen. Genauso wichtig ist es allerdings auch, Maß zu halten. Werden in einer Rede zu viele Punkte betont, obwohl diese für die Kernbotschaft keine besondere Aussagekraft haben, erscheint der Redner schnell zu theatralisch und im schlimmsten Falle unglaubwürdig.
Deutlich sprechen
Etwas, von dem man meinen müsste, es sei selbstverständlich ist doch zusätzlich erwähnenswert. Ohne eine deutliche Aussprache verliert der Vortragende schon nach wenigen Sätzen an Präsenz. Daher gilt, lieber etwas langsamer zu reden und die Sätze (siehe oben) kurz und verständlich zu halten, damit beim Zuhörer kein unverständlicher Wortbrei ankommt.
Pausen lassen
„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, gilt erst recht für eine Rede. Ohne Punkt und Komma zu reden, dürfte die Zuhörerschaft abschrecken und schnell sind sie in Gedanken völlig woanders. Kurze Pausen gehören dabei in jede Rede. Pausen können zwischen einzelnen Passagen eingefügt werden, um zuvor getätigte Aussagen wirken zu lassen. Eine kleine Pause noch vor einer zentralen Botschaft macht dem Publikum deutlich, dass gleich etwas Wichtiges folgen wird und fokussiert das Zuhören. Auch hier gilt allerdings, es nicht zu übertreiben und ein Mittelmaß zu finden, um die Hörerschaft nicht zu langweilen.
Die richtige Tonalität
Ebenso ist in einer Rede auf die richtige Tonalität Wert zu legen. Ist die Tonalität bei einer neutralen Aussage noch relativ gleichbleibend, so ändert sie sich bei Aufforderungen oder in Reden häufig verwendeten rhetorischen Fragen deutlich, um vom Publikum überhaupt als solche verstanden werden zu können.
Übung macht den Meister
Die richtige Betonung zu finden, ist Übungssache und kann man sehr gut vor dem Spiegel oder im normalen Alltag trainieren, bei dem man bewusst die verschiedenen Betonungsarten einsetzt, um die Aussage mit der gewünschten Wirkung zu erzielen. Hilfreich ist zudem das mehrmalige laute Vorlesen von Gedichten und sich dabei auf die Wirkung des Gesagten zu konzentrieren.
Daneben gibt es in den Weiten des Internets zahlreiche Kurse, die ganz gezielt die Rhetorik und Betonung trainieren. Dabei sind gute Einsteigerkurse auch durchaus kostenfrei bei YouTube zu finden. Kurse, die weiter in die Tiefe gehen, sich noch mehr mit der Psychologie beim Reden beschäftigen, kosten in der Regel.
Fazit zur Betonung in einer Rede
Um eine gelungene Rede zu halten, ist eine gute Betonung das A und O. Mit ihr steht oder fällt das Verständnis einer Rede. Ein sehr guter Rhetoriker kann so selbst mit einer inhaltlich eher mauen Rede seine Zuhörer überzeugen. Mit regelmäßigem Training, um die Sprechtechnik zu verbessern, lässt sich die richtige Betonung bei einer Rede sehr gut üben, um letztlich mit „der Rede den Haufen zu regieren“.
Redaktion redenwelt.de