Womit begeistern begabte Redner das Publikum? Warum hört man manchen Vortragenden gern zu, während man bei anderen Dozenten schnell gelangweilt ist? Was kann man von berühmten Vortragskünstlern lernen und wie wird man durch ihr Beispiel zu einem besseren Redner?
Da Fragen ebenfalls ein entscheidendes Stilmittel in bedeutenden Reden waren und sind, beginnt dieser Artikel mit einigen Fragen, die zum Nachdenken anregen. Die Antworten sind dabei so individuell, wie die berühmtesten Redner der Zeitgeschichte. Gleichzeitig sind die Antworten jedoch wichtig für jeden Referenten, der sich als Redner verbessern möchte. Sie spielen auch eine große Rolle dabei, ob ein Vortragender sein Publikum emotional und argumentativ mitreißen und letztendlich überzeugen kann. Bevor in diesem Artikel einige bedeutende Redner, ihre Rhetorik und ihre besonderen stilistischen Mittel untersucht werden, ist ein Blick in die Grundbegriffe der Redekunst essenziell.
Was macht eine gute Rede aus?
Eine interessante, kurzweilige und für die Zuhörer unvergessliche Rede besteht aus unterschiedlichen Komponenten. Neben einer interessanten Einleitung, durch die Interesse für das Thema des Vortrags geweckt wird, geht es vor allem auch darum, den persönlichen Nutzen für die Zuhörer hervorzuheben.
Die berühmtesten Redner überzeugten zudem durch ihre Natürlichkeit und authentische Rhetorik. Den Zuhörern wurde schnell bewusst, dass der Vortragende das Thema kennt und von dem, was er sagt, überzeugt ist.
Statt bei einem Vortrag nur die Thematik faktenorientiert abzuhandeln, verwenden die begabtesten Redner seit Jahrhunderten immer wieder kurze, prägnante rhetorische Fragen, die das Interesse wecken und wachhalten. Sie sprechen die Zuhörer damit direkt an und erreichen damit, dass jeder Zuhörer für sich persönlich eine eigene Antwort auf die Fragestellung findet.
Zudem verfügten die berühmtesten und besten Redner auch über die Fähigkeit, die Tonhöhe, Lautstärke, Betonung oder das Sprechtempo intuitiv anzupassen. So wirkte ihre Rede authentisch und abwechslungsreich. Gleichzeitig konnten sie Gedanken sehr klar vermitteln und neben dem Verstand auch die Gefühle der Zuhörerschaft ansprechen. Werden manche Sätze sehr laut und bestimmt, andere jedoch in einem ruhigen fast flüsterhaften Ton kommuniziert, entsteht eine sehr ausgewogene Vortragsweise, die die Zuhörer anspricht und Langeweile im Kern erstickt.
Ein Referat oder ein Vortrag hat zudem auch das Ziel, das Publikum zu informieren. Die berühmtesten Redner schaffen es, Fakten und Informationen interessant und kurzweilig zu transportieren. Dies gelingt ihnen vor allem dadurch, dass sie die Zuhörer durch ihre Sprechtechnik zum Mitdenken anregen. Sie geben den Anwesenden das Gefühl, etwas Interessantes und Nützliches zu hören. Zum Schluss verstanden sie es die Zuhörer mitzureißen, Ziele zu formulieren oder zur Handlung anzuregen. Aber selbst ein professioneller Redner lernt nie aus und sollte jederzeit offen für weitere Reden-Tipps sein.
Ein bekanntes Beispiel für solch einen Redner, ist Barack Obama, der mit seinem bekannten Spruch: „Yes we can“ seine Zuhörer direkt ansprach. Diese Handlungsaufforderung wurde zu einem wichtigen Teil seiner Kampagne und politischen Agenda. Er und viele seiner Mitstreiter glaubten daran, dass sie gemeinsam etwas bewegen konnten. „Yes we can“ stand genau für diese Überzeugung und war gleichzeitig eine Aufforderung an andere, sich ihren Idealen anzuschließen.
Unterschiedliche Stilarten der Redekunst
Obwohl jeder Mensch seinen eigenen, unverwechselbaren Redestil hat, kann man unterschiedliche Stilarten der Redekunst isolieren. Diese sind ein Leitbild für einen Redner und geben Vortragenden Orientierung. Innerhalb eines Redestils bleibt jeder Referent jedoch individuell und unverwechselbar.
1. Der nüchterne, sachliche Redestil
Diese Redeweise, die in unserer Gesellschaft sehr weit verbreitet ist, wird sehr häufig bei Fachvorträgen und Präsentationen angewandt. Der Stil ist themenabhängig einzusetzen und beinhaltet neben der normalen, alltäglichen Sprache zusätzlich Fachbegriffe des Themengebiets, über das referiert wird.
Bei einer nüchternen und sachlichen Sprechweise erwartet der Zuhörer Fakten, Informationen und eher weniger rhetorische Stilelemente. Auffällig ist auch, dass viele Wörter und Redewendungen verwendet werden. Eine nüchterner Redestil wird vor allem dann eingesetzt, wenn der Redner mit seiner Argumentation die Zuhörerschaft überzeugen möchte. Eine weitere Situation, in der es Sinn macht, einen nüchternen Redestil einzusetzen, ist ein Vortrag, der sich vor allem auf Ergebnisse, Zahlen und Zielerreichung konzentriert. In unserer modernen Zeit gehört Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel vermutlich zu den bekanntesten sachlichen, eher nüchternen Rednern.
2. Der unterhaltsame Stil
Bei einer unterhaltsamen, kurzweiligen Rede legt der Vortragende sein Augenmerk darauf, seine Zuhörer mit Sprache und humorvollen Formulierungen zu begeistern. Dieser Stil eignet sich besonders für Anlässe, die keinen ernsten Hintergrund haben. Aber auch ein ernster Anlass, der durch amüsante und kurzweilige Anspielungen aufgelockert wird, ist ein Beispiel für einen unterhaltsamen Redestil.
Immer wieder integriert der Vortragende Geschichten und lustige Anekdoten oder kreiert Bilder im Kopf der Zuhörer mithilfe von Metaphern, um diese zu begeistern. Dabei ist es erlaubt, einzelne Zuhörer im Publikum direkt anzusprechen oder unverfängliche, persönliche Geschichten vor der Gesamt-Zuhörerschaft zu erzählen. Showmoderatoren wie Thomas Gottschalk, Hans-Joachim Kulenkampff oder Rudi Carrell haben diesen erfrischenden Stil als Laudatoren oder Moderatoren in den letzten Jahrzehnten geprägt. Aber auch Politiker, Geschäftsführer oder Top-Manager wenden den unterhaltsamen Redestil mitunter an, um sich von einer anderen Seite zu zeigen und das Publikum zu überraschen. Zur Vorbereitung einer solchen Rede ist es besonders empfehlenswert sich zunächst Rhetorik-Tipps einzuholen.
3. Der mitreißend-emotionale Redestil
Emotionale Redner setzen auf Redestrategien. Sie haben das Bestreben, ihre Zuhörer vor allem mit Gefühlen und Emotionen zu beeinflussen. Ihre Rede zielt sehr klar darauf ab, Zuhörer zu einer bestimmten Handlung zu bewegen oder für eine Sache oder Gesinnung zu gewinnen. Dafür benutzen sie ihr Charisma, um sympathisch zu wirken und imposante Bilder und Vergleiche.
Zusätzlich achten sie darauf, dass diese einen klaren Bezug zum Leben der Zuhörer haben. Dieser Stil steht für wenig Zurückhaltung in der Rede. Er hat das Ziel, Menschen mitzureißen, Emotionen zu wecken und Zuhörer tief zu berühren. Während bekannte antike Redner oft noch blumige Vergleiche und Bilder benutzen, die eher im Bereich der Poesie anzusiedeln waren, greifen gefühlsbetonte Redner von heute oft die Lebenswirklichkeit von Menschen und reale Situationen auf. Sie übertragen echte Probleme, Sorgen und Gefühle auf die Zuhörerschaft. So erzeugen Sie beim Publikum eine eindeutige Reaktion. Diese kann unterschiedlich ausfallen. Während manche Zuhörer empört oder tieftraurig reagieren, können emotionale Reden auch große Freude und Enthusiasmus auslösen und zu Handlungen bewegen. Negativbeispiele der Geschichte sind Diktatoren wie Hitler oder Mussolini, die durch Ihren lauten, emotionalen und demagogischen Stil leider ebenfalls Massen bewegen und negativ berühren konnten.
Bekannte emotionale Redner unserer Zeit sind zum Beispiel Barack Obama, Joschka Fischer oder auch Martin Luther King.
Um den eigenen, unverwechselbaren Redestil zu finden, ist es unabdingbar, sich mit der eigenen Persönlichkeit zu beschäftigen. Es wirkt nicht authentisch, den Redestil eines anderen zu kopieren oder Stilelemente bekannter Redner zu verwenden, wenn diese nicht zur eigenen Persönlichkeit passen. Zusätzlich muss der Stil der Rede auch an das Thema und der Zuhörerschaft angepasst werden.
Rhetorische Verbesserungen der eigenen Sprechweise sind vor allem dann möglich, wenn man sich empathisch in die Zuhörerschaft hineinversetzt und vorab überlegt, was diese Menschen bewegt und interessiert. Passt man seinen Vortrag oder seine Rede dann den Zuhörerinnen und Zuhörern an, findet man passende Veranschaulichungen und erzeugt interessante Bilder im Kopf der Zuhörer, so wird das Publikum dies honorieren. Eine Kopie eines berühmten Redners zu sein, ist dabei nicht erstrebenswert. Vielmehr wünscht sich Ihr Publikum ein authentisches, unverwechselbares Original!
Im Folgenden betrachtet dieser Artikel unterschiedliche Redner aus den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten, analysiert den Redestil und die Merkmale, die auch für heutige Redner noch wichtig sind. Dabei geht es nicht darum, politische oder gesellschaftliche Meinungen hervorzuheben oder zu bewerten, sondern einzig um die Frage, was ein Vortragender heute von den berühmtesten Rednern der Neuzeit lernen kann.
Barack Obama – der emotionale Rhetoriker
Um Barack Obama als Redner zu analysieren und zu verstehen, muss man auch seine Biografie mit einbeziehen. Denn bei seinen Reden vor, während oder auch nach seiner Zeit als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, von 2009 bis 2017, sprach er immer wieder auch aus eigener Erfahrung. Diese Natürlichkeit und seine authentische Rhetorik suggerierten seinen Zuhörern, dass er nicht nur moderne Ideen und Vorschläge zur Veränderung der Gesellschaft hatte. Er machte klar, dass er persönlich wusste, wie sich die Bürger seines Landes, oder zumindest Teile der Gesellschaft fühlten.
Diese Authentizität war möglich, da Obama als afrikanischer Einwanderer die Gefühle und Probleme von vielen seiner Landsleuten verstehen konnte. Er stammt aus Kenia und wurde 1961 als Angehöriger des Stammes der Luo geboren. Sein Vater war Kenianer, seine Mutter wurde in Kansas in den USA geboren, hatte aber irische, britische, deutsche und schweizerische Vorfahren.
Obama konnte aufgrund seiner eigenen Biografie nachvollziehen, was viele Menschen dachten. Dies konnte er wirkungsvoll mit seinen politischen Überzeugen verknüpfen. Zudem wusste er genau, was seinen Anhängern wirklich wichtig war. Dies fügte er geschickt und mit gewandten Worten in seine Reden ein.
In seiner Antrittsrede in Chicago, direkt nach seinem Wahlsieg im November 2008, wird dies bereits in der Einleitung deutlich:
„Hallo, Chicago. Wenn es da draußen irgendjemand gibt, der noch zweifelt, dass Amerika ein Ort ist, wo alles möglich ist, der sich noch fragt, ob der Traum unserer Gründer heute lebendig ist, der Fragen zur Kraft unserer Demokratie aufwirft, hat heute eine Antwort bekommen.“ (Quelle: SRF.CH)
Es ist lohnend, die Rede im englischen Originalton anzusehen. Dadurch versteht man noch besser, wie Mimik, Gestik und Sprechtempo das Gesagte unterstreichen und die Wichtigkeit der Aussagen hervorheben.
Barack Obama versteht es in seiner Rede sehr genau, seine Anhänger und alle Zuhörer persönlich anzusprechen. Auch wenn die meisten seiner politischen Anhänger zu diesem Zeitpunkt seine Wahl bejubelten, war das Statement im Eingangssatz klar: Wir verändern Amerika gemeinsam – im Geist der Demokratie und auf der Grundlage der Verfassung.
Durch die Einbeziehung der Gründerväter Amerikas nimmt er auch diejenigen gedanklich mit, die seine politischen Auffassungen nicht teilen oder kritisch zu ihm oder seiner Politik eingestellt sind. Die Argumentation Obamas wird dadurch allgemeingültig, dass er diese auf ein sehr hohes, historisches Podest stellt. Denn wenn der Traum der Gründerväter Amerikas durch ihn gelebt werden kann, dann hat er als Präsident auch eine Chance bei denen verdient, die bisher noch nicht positiv über ihn und seine Präsidentschaft dachten.
Lern-Effekt: Schon in der Einleitung sollte es gelingen, das Thema herauszustellen. Die Zuhörer müssen persönlich angesprochen werden. Daher ist es wichtig, in der Ausarbeitung darüber nachzudenken, was die Zuhörer wirklich beschäftigt und interessiert. Nur wer sich als Redner den Bedürfnissen der Zuhörer anpasst und durch die einleitenden Worte jedem einzelnen klar vermittelt, dass er persönlich angesprochen ist, wird die Aufmerksamkeit der Zuhörer nachhaltig gewinnen.
Zudem schafft es Barack Obama nicht nur mit dem Publikum zu interagieren, sondern auch über das Publikum zu reden. Er bezieht sich mit ein und versucht, Teil eines großen Ganzen zu werden. Er erzählt Lebenssituationen und Geschichten zu unterschiedlichen Menschen. Durch seine lebensnahe Erzählung macht er deren Schicksale lebendig und nachvollziehbar. Das sieht man an vielen Stellen seiner Reden sehr deutlich.
Als Beispiel kann man aus der Rede, anlässlich seines Wahlsiegs, folgende Passage anführen:
„Während wir heute Abend hier stehen, wissen wir, dass mutige Amerikaner in der Wüste des Iraks und in den Bergen Afghanistans aufwachen, um ihr Leben für uns zu riskieren. Es gibt Mütter und Väter, die noch wach liegen, wenn die Kinder schon eingeschlafen sind, und sich fragen, wie sie die Hypothek abbezahlen oder ihre Arztrechnung begleichen oder genug für die College-Ausbildung ihres Kindes sparen sollen.“ (Quelle: SRF.CH)
Hört man diese Wort im Original, so gewinnt man den Eindruck, dass dem Menschen Barack Obama das Leben der Personen, über die er spricht, wichtig ist. Er erzeugt mit seinen Worten Bilder in den Köpfen der Zuhörer. Automatisch denkt jeder an die realen Bilder von Soldaten aus Afghanistan. Die Zuhörer sehen Eltern abseits der amerikanischen Metropolen, die Probleme haben, ihre Miete zu bezahlen oder die Arztrechnung zu begleichen.
Lern-Effekt: Sprechen Sie Ihre Zuhörer persönlich an. Verwenden Sie Beispiele aus der Praxis, mit denen sich viele identifizieren können. Sehr lebensferne Beispiel erzeugen eine Distanz, da man sich die Situationen nicht schnell vorstellen kann. Sprechen Sie dagegen in Parabeln, so ist Ihr Zuhörer mit einbezogen und fühlt sich angesprochen. Es entstehen beim Zuhörer Bilder im Kopf, die dazu beitragen, das Thema persönlich zu verknüpfen, den Sinn schneller zu erkennen und die Bedeutung des Gesagten zu verstehen.
Zum Schluss seiner Antrittsrede, die Geschichte schrieb, verwendet Barack Obama wiederum einen rhetorischen Kniff, der in keiner Rede fehlen sollte.
Er bezieht seine Zuhörer direkt ein und stellt Fragen, die indirekt oder direkt zu Handlungen aufrufen:
Amerika, wir sind so weit gekommen. Wir haben so viel erlebt. Es gibt aber noch so viel zu tun. So lasst uns heute Abend fragen, wenn unsere Kinder das nächste Jahrhundert erleben sollten, wenn meine Töchter das Glück haben sollten, so lange zu leben wie Ann Nixon Cooper, welchen Wandel würden sie dann erleben? Welchen Fortschritt werden wir dann gemacht haben? Dies ist unsere Chance, auf diesen Ruf zu antworten. Dies ist unser Augenblick.
Kein Zuhörer kann diesen Sätzen gedanklich ausweichen. Niemand kann dieser Rede lauschen, ohne nachzudenken. In der Gesamtrede spielt Ann Nixon Cooper eine wichtige Rolle. Diese betagte Dame gab mit über 106 Jahren noch ihre Stimme für Barack Obama ab und ging wählen. Die Emotionen, die Barack Obama mit diesen Sätzen geschickt nutzt, treiben jeden Zuhörer indirekt oder direkt zu einer Reaktion und Handlung an. Da jeder Mensch automatisch an die Zukunft denkt und sich für sich selbst sowie für seine Kinder eine gute, glückliche Zukunft wünscht, ist hier jeder Zuhörer aus der Sicht Obamas, gewissermaßen ein Kronzeuge.
Wiederum entstehen Bilder im Kopf, die in diesem Fall die eigene Zukunft oder das Fortbestehen der USA oder der gesamten Welt betreffen. Obama gibt also in diesem Fall die Verantwortung an alle Zuhörer weiter. Dadurch erzeugt er ein Zusammengehörigkeitsgefühl, bei dem sich jeder als Teil einer Gemeinschaft sieht. Seine Worte spornen seine Zuhörer an und lösen Emotionen aus.
Lern-Effekt: Zum Schluss einer Rede geht es vor allem darum, die Zuhörer zu motivieren. Da das Thema immer die Motivation bestimmt, kann das Ende einer Rede nur effektiv sein, wenn vorab Redeziele definiert wurden. Außerdem sollte bei der Planung eines Vortrags bestimmt werden, wie diese Ziele erreicht werden. Stellt man am Schluss der Rede noch einmal den Bezug zum Thema und zu den Hauptpunkten dar, hat man die Gewissheit, dass die Kernpunkte bei den Zuhörern im Sinn haften bleiben. Zum Schluss zählt neben Gestik und Mimik auch eine klare, überzeugende Stimmfarbe und die richtige Gewichtung in Bezug auf Lautstärke. An den letzten Sätzen sollte zudem erkennbar sein, dass das Ende erreicht ist.
Fazit zu Barack Obama: Lernen kann man viel, auch ohne politisch gleicher Meinung zu sein
Insgesamt kann man vom Redner Barack Obama viel lernen, unabhängig davon, ob man dessen politische Gesinnung teilt oder nicht. Ein Blick auf seine Gestik und Mimik, sowie seine Pausentechnik zeigt, dass er selbstsicher ist. Dabei wirkt er nicht abgehoben oder eitel und unnahbar. Er ist nicht starr an ein Redemanuskript oder den Teleprompter gebunden, sondern sucht immer wieder den Blickkontakt zu seinem Publikum. Oft sieht er einzelne Personen an und erfährt so etwas über die Stimmung seiner Zuhörer. Er erkennt Ihre Gefühle und kann an ihren Reaktionen ablesen, ob seine Ausführungen verstanden werden. Sein Pathos zeichnet sich meist durch zusammenhängende Geschichten aus, die von der Einleitung über den Mittelteil bis zum Schluss aufeinander abgestimmt sind. In diesen Erzählungen findet sich immer wieder ein Teil seiner politischen Agenda, seine Ziele und seine Motive.
Angela Merkel – nüchtern, sachlich, faktenorientiert
Ein Vergleich zwischen Barack Obama und Angela Merkel in Bezug auf ihre Redekunst ist sehr interessant. Obwohl beide als Machtpolitiker lange an der Spitze ihres Landes waren oder noch sind, könnte ihr Redestil nicht unterschiedlicher sein. Frau Merkel pflegt den nüchternen, sachlichen Redestil und ist bekannt für ihren Pragmatismus und ihre sachliche und fachliche Argumentation. Damit wurde sie zur einflussreichsten und mächtigsten Frau der Welt und zu einer achtbaren Staatenlenkerin.
Auch bei Frau Merkel lohnt zunächst ein Blick in ihre Biografie. Frau Merkel wurde 1954 in Hamburg geboren und wuchs als Tochter eines evangelischen Pfarrers in der ehemaligen DDR auf. Nach einigen Jahren als Bundesumweltministerin ist sie seit 2005 Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Rhetorik setzt sie dabei auch hinter den Kulissen der Macht ein. Nur so konnte sie bis vor kurzem Vorsitzende ihrer Partei sein und als Regierungschefin so viele Jahre eine entscheidende Rolle spielen.
Egal wie man zu Ihrer Politik und Ihrem Regierungsstil steht, so kann man nach mehr als einem Jahrzehnt Kanzlerschaft unterstreichen, dass sie für Kontinuität und Professionalität steht. Als Physikerin war Frau Merkel, in der Zeit vor dem Eintritt in die Politik, am Zentralinstitut für physikalische Chemie, wissenschaftlich tätig.
Ihre Konzentration auf Versachlichung und Fakten statt überzogenem Charisma, könnte in ihrem Elternhaus und auch in ihrer langjährigen Tätigkeit als Physikerin begründet sein. Da die wenigsten Frau Merkel jedoch persönlich und privat kennen, kann und darf man sich kein allgemeingültiges Urteil über ihre Person erlauben. Eine Analyse ihrer Rede- und Vortragstechnik ist jedoch anhand vieler veröffentlichter Vorträge durchaus möglich und interessant. Möchten Sie die Reden von Bundeskanzlerin Angela Merkel mitverfolgen, so ist dies über das offizielle Internet-Portal www.bundeskanzlerin.de möglich. Hier werden regelmäßig alle Statements und auch Reden sowie Vorträge und Video-Podcasts der Bundeskanzlerin veröffentlicht.
Die Merkel-Raute
Frau Merkel steht für einen pragmatischen, faktenorientierten und wenig bildhaften Redestil. Anders als bei Barack Obama, der es versteht, durch Vergleiche und Alltagssituationen Bilder im Kopf der Zuhörer zu erzeugen, spricht Frau Merkel eher den Verstand an.
Ihr ist es wichtig, Ziele und gute Ideen für die Rede mit beweisbaren Fakten zu unterstreichen. Bei einer Detailanalyse ihrer Reden fällt schnell auf, dass sie Mimik und Gestik eine untergeordnete Rolle beimisst. Ihre Gesten wirken oft einstudiert und wiederholen sich. Die für Frau Merkel berühmte Geste der „Raute“ ist zum Beispiel ein unfreiwilliges Markenzeichen. Die Bundeskanzlerin interagiert weniger stark als andere bekannte Redner mit ihrem Publikum, auch wenn sie durchaus schlagfertig sein kann.
Auch wenn ein charismatischer, offener und empathischer Redner bei der Zuhörerschaft oft auf den ersten Blick besser ankommt, hat auch der faktenorientierte und pragmatische Redestil seine Vorteile. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn eine Fragestellung oder Thematik wenig emotional ist. Spricht man zum Beispiel über einen Detailpunkt des Bundeshaushalts, dann fällt Empathie und ein expressiver Vergleich eher schwer. Würde man trotzdem in dieser Weise argumentieren, könnte dies schnell missverstanden werden und wäre nicht zielführend.
Lern-Effekt: Bevor man ein Thema für eine Rede aufbaut, steht die Frage: Wer sind meine Zuhörer? Was erwarten meine Zuhörer? Dreht sich mein Thema um Inhalte, die viele emotionale Komponenten enthalten oder ist es mit vielen wissenschaftlichen oder ökonomischen Fakten gespickt? Die Themenausrichtung entscheidet über das Maß der Emotionalität der Darbietung.
Am Beispiel der Rede von Bundeskanzlerin Merkel am 23.01.2019 in Davos, im Rahmen des 49. Weltwirtschaftsforums, kann man ihren Redestil gut ablesen. Sie beginnt ihre Rede mit dem Worten:
„ich bin gerne heute wieder in Davos. Ich habe auch den Eindruck, dass der Schnee in diesem Jahr eher schöner als schlechter ist. Ich freue mich, Sie alle zu begrüßen – insbesondere auch die Kollegen aus meinem Kabinett, die ich hier sehe –, und darf Ihnen sagen, dass Deutschland wieder eine stabile Regierung hat und wir nach anfänglichen Schwierigkeiten auch gewillt sind, gut zu arbeiten.“ (Quelle: Bundeskanzlerin.de)
Frau Merkel leitet hier ihren Vortrag mit freundlichen, offenen aber auch sehr formalen Worten ein. Ihre Bezugnahme auf den Schnee in Davos ist eher umständlich und unter Umständen nicht jedem Zuhörer sofort eingängig. Daher entstehen unbewusst schon zum Beginn der Rede Fragen. Dies kann dazu führen, zu lange über die Frage des „schönen“ oder „schlechten“ Schnees nachzudenken und die nächsten, wichtigen Sätze der Bundeskanzlerin zu verpassen.
Lern-Effekt: In den ersten Worten und Sätzen entscheidet sich, ob die Zuhörerschaft interessiert und mit Spannung zuhört. Gut gemeinte Vergleiche oder Beispiele, deren Sinn jedoch nicht sofort jedem Zuhörer im Auditorium klar ist, können das Publikum unnötig abgelenken. Daher sollten alle Beispiele oder Feststellungen klar und präzise sein. Da durch die Einleitung jedoch Interesse geweckt und das Thema klar herausgestellt werden soll, ist der Beginn des Vortrags entscheidend. Er bestimmt die Aufmerksamkeit des Publikums. Selbst wenn man vor einer sehr wichtigen oder hierarchisch anspruchsvollen Zuhörerschaft spricht, sollte man versuchen, die Zuhörer nicht zu förmlich zu begrüßen oder anzusprechen.
Ohne weitere Vorrede geht Frau Merkel dann zum eigentlichen Themenkomplex Ihrer Rede über:
„Sie haben sich hier in Davos ein Thema gesetzt, das von allergrößtem Interesse ist, nämlich das Thema: Wie sieht die globale Architektur im Zeitalter der vierten industriellen Revolution aus? Der Ausgangspunkt Ihrer Beratungen wird geprägt von zwei Dingen; und zwar zum einen von dem globalen Risikobericht, den es ja immer vor einem solchen Davoser Forum gibt, der darauf hinweist, dass es eine Vielzahl an großen Herausforderungen gibt. Ich will hier nur den Klimawandel und die Naturkatastrophen nennen, aber auch Cyberattacken und die damit verbundenen Herausforderungen sowie Terrorangriffe. (Quelle: Bundeskanzlerin.de)
An diesem kurzen Redeausschnitt erkennt man die Konzentration auf Fakten. Diese Art der Redeweise ist für den Redestil von Frau Merkel typisch. Statt intensiv und emotional über den Klimawandel und seine Folgen zu sprechen und ein für die Zuhörerschaft eingängiges Beispiel zu wählen, reißt Frau Merkel hier die Realitäten nur an. Auch im späteren Verlauf der Rede geht es ihr vor allem um Tatsachen, die neutral und rational vorgetragen werden. Wäre ein emotionaler Redestil hier angebrachter gewesen? Wären Beispiele und tiefer gehende Informationen für die Zuhörer interessanter gewesen?
Das kann man nicht eindeutig sagen. Nicht nur, dass jeder Redner unterschiedlich strukturiert ist, auch das Publikum und das Thema bestimmen immer die Art der Ansprache. Fakt ist allerdings, dass eine Kombination aus Emotionen und Fakten die sicherste stilistische Methode in einer Rede ist, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Mit einer Konzentration auf beide Komponenten werden Sie es am besten erreichen, die Zuhörerschaft an Sie als Redner und die Thematik zu binden.
Das Frau Merkel an anderer Stelle sehr professionell Gefühle und Tatsachen verbinden kann, sieht man an ihrer Neujahrsansprache aus dem Jahr 2013. In dieser gelingt es ihr sehr geschickt, anhand von Chronik-Bezügen, ihr Thema einzuleiten und dadurch Spannung und Aufmerksamkeit zu erzeugen:
2013 wird ein Jahr vieler 50. Jahrestage. Vor 50 Jahren wurde der Silvester- Klassiker ‚Dinner for One‘ in Hamburg aufgezeichnet. Es fand der erste Spieltag der Fußball-Bundesliga statt. Der deutsche Erfinder und Fernsehpionier Walter Bruch stellte sein Farbfernsehverfahren PAL vor. Vor 50 Jahren war es auch, als der amerikanische Präsident John F. Kennedy im durch die Mauer geteilten Berlin seine legendären Worte sagte: ‚Ich bin ein Berliner.‘ Im selben Jahr unterschrieben Frankreich und Deutschland, Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, den Elysée-Vertrag. Sie bekräftigten damit den Wunsch beider Völker, sich nach zwei furchtbaren Weltkriegen zu versöhnen. Am Anfang sind es oft nur wenige, die vorausgehen, einen Stein ins Rollen bringen und Veränderung möglich machen. „Wer Mut zeigt, macht Mut.“ – Dieser Satz des Sozialreformers Adolph Kolping bringt das auf den Punkt.
Auch heute gibt es in unserem Land viele Mutige und Hilfsbereite.
Durch die Aufzählung bestimmter geschichtlicher Ereignisse, die sich im Jahre 2013 alle zum 50. Mal jähren, erzeugt Frau Merkel hier nicht nur Interesse, sondern findet auch den gemeinsamen Kern aller Ereignisse. Denn jedes der hier beschriebenen, historischen Ereignisse fing einmal klein an. Im Laufe der Zeit wurde es jedoch immer größer und bedeutender. Mit dieser Feststellung wechselt die Bundeskanzlerin in die Gegenwart und wendet sich dem Kern ihrer Ansprache zu, in der es um Mut und Hilfsbereitschaft in Deutschland ging.
Lern-Effekt: Mit Chronik-Bezügen und geschichtlichen Ereignissen können Sie ihr Redethema lebendiger und interessanter gestalten. Finden Sie zu Ihrer Thematik interessante geschichtliche Ereignisse, können Sie diese geschickt verbinden und so Aufmerksamkeit erzielen.
Am Beispiel von Frau Merkel sieht man auch, dass bekannte Redner immer für einen Redestil stehen. Aufgrund ihrer Persönlichkeit werden sie ihre Vorträge und Ausführungen immer in ihrer eigenen, unnachahmlichen Art absolvieren. Trotzdem ist jeder Redner in einem gewissen Maße flexibel und wandelbar.
Diese Wandlungsfähigkeit und Flexibilität kann für Vortragende auch zu einem Markenzeichen werden. Es geschickt zu nutzen kann die Aufmerksamkeit des Publikums fesseln und Spannung erzeugen. Trotzdem bleibt Authentizität die wichtigste Eigenschaft eines Redners. Verstellen Sie sich, kopieren Sie bekannte Persönlichkeiten oder passen Ihre Worte nicht zur Körpersprache oder zu Ihnen als Person, wird Ihr Redestil nicht erfolgreich sein.
Joschka Fischer – der wandlungsfähige Machtmensch
Ein bedeutender deutscher Politiker und Redner des letzten Jahrzehnts war Joschka Fischer. Er wurde 1948 geboren und ist vielen Menschen als Außenminister und Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland in Erinnerung geblieben. Seine Wandlungsfähigkeit ist einzigartig: Vom Gründungsmitglied der Grünen, zum ersten Landesumweltminister in Turnschuhen, bis zum geachteten Bundesaußenminister. Heute hält Joschka Fischer noch immer hoch dotierte Vorträge zu aktuellen, politischen Themen und schreibt Bücher, die immer wieder die Verkaufsscharts erobern.
Joschka Fischer konnte und kann sich seiner Umwelt und seinem Publikum schnell und individuell anpassen. Er beherrschte in Statements oder seinen Reden unterschiedlichste Stilmittel der Rhetorik. Als brillanter Redner verstand es Joschka Fischer, Fachkompetenz mit Emotionen zu verknüpfen. Dabei waren es vor allem die starken Worte und manche Grenzüberschreitung, die ihn berühmt machten.
So entgegnete er 1995 zum Beispiel dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl:
„Sie sind Geschichte, im Guten und im schlechten Sinne, das haben Sie immer gewollt. Aber in Zukunft werden Sie nicht mehr sein – drei Zentner Fleisch gewordene Vergangenheit.“
In diesem drastischen Zitat kommt all das zum Vorschein, was Joschka Fischer immer auszeichnete. Er ging direkt auf seine Gesprächspartner ein. Er konnte, mal charmant, mal überzeichnet und immer am Rande des Möglichen, Eindruck hinterlassen. Das angeführte Zitat mag Bundeskanzler Helmut Kohl hart getroffen haben, da es sowohl auf seine Privatsphäre, als auch auf sein politisches Vermächtnis zielte.
Aber auch in seinen unzähligen Reden zeigte Joschka Fischer immer wieder, dass er ein kämpferischer, unangepasster, aber in der Sache strukturierter Politiker und Machtmensch war. Ein Beispiel hierfür ist die zeitgeschichtlich bedeutende Rede von Joschka Fischer im Mai 1999. Hier galt es, für den neuen Bundesaußenminister eine fast unmögliche Aufgabe zu bewältigen: Die für ihre Friedenspolitik bekannte Partei Die Grünen für eine militärische Intervention im Kosovo zu begeistern. Die äußeren Rahmenbedingungen vor der für Joschka Fischer wichtigen Rede waren alles andere als gut. Nicht nur Demonstranten vor dem Parteitagsgebäude in Bielefeld demonstrierten lauthals. Auch in der Halle kam es zu lautstarken Tumulten und Zwischenrufen.
Farbbeutelangriff auf Joschka Fischer
Diese hatten ihren Höhepunkt in einem Farbbeutelangriff auf Joschka Fischer, bei dem sein Trommelfell platzte. Unter starken Schmerzen und sichtlich angeschlagen musste Joschka Fischer nun seine Rede halten. Unter dem Eindruck von zwei Dutzend Personenschützern und lauten Protesten, begann der Bundesaußenminister seine viel beachtete Rede.
Eine Rede unter diesen persönlichen und äußeren Bedingungen zu halten, scheint fast unmöglich. Mancher Redner wäre gescheitert und hätte seinen Vortrag abgesagt oder verschoben. Joschka Fischer jedoch meisterte diese Redeaufgabe mit Bravour, indem er sich vollständig an das Publikum und an die Situation anpasste. Die gesamte Rede kann auf YouTube angesehen werden. Noch heute kann man die Emotionen auf allen Seiten gut nachvollziehen.
Joschka Fischer nutzt für seine Rede ein Stilelement, das von allen gängigen Redestilen abweicht. Er entscheidet sich für einen Wortwechsel oder Disput, in der er meist nur kurze, prägnante Aussagen trifft und dabei immer wieder auf Zwischenrufe eingeht. Er weiß, dass sein Publikum, das später einen Parteitagsbeschluss treffen muss, gespalten ist. Dabei setzt Fischer auf Emotionen. Er spielt bei jedem Satz mit Stimmhöhe und Stimmfarbe. Er spricht zeitweise sehr laut, um seine Aussagen zu unterstreichen. Im nächsten Moment wird seine Stimme leise und bittend.
Zwischenrufe werden immer wieder beantwortet. Fischer tritt in diesem Moment in einem Dialog mit dem Publikum, das er voll einbindet. In der Sache unterstreicht er durch Fakten, dass er als Außenminister die Tatsachen besser kennt, als seine Zuhörer. Daher wirbt er um Vertrauen. Joschka Fischer merkt man bei jedem Satz an, dass das Thema für ihn persönlich bedeutsam ist und das seine politische Karriere von dieser Rede abhängt. Seine leidenschaftliche, bittende und emotionale Redeweise zeigt seinen Zuhörern, dass es bei dieser Frage außerdem um ein sehr wichtiges, gesellschaftliches Thema geht, das besprochen werden muss. Letztendlich erhält Joschka Fischer die Zustimmung seiner Partei. Diese benötigte er dringend, um als Außenminister weiterhin hinter den Beschlüssen der Regierung stehen zu können.
Lern-Effekt: Ein Redner gewinnt durch Flexibilität. Auch wenn das Beispiel von Joschka Fischers Rede aus dem Jahr 1999 sehr außergewöhnlich ist, so lernt man als Vortragender davon, dass Improvisation oft entscheidend ist. Statt eine klassische Rede mit Einleitung, Hauptteil und Schluss zu wählen, sollte man je nach Situation Stile kombinieren und sich den Zuhörern anpassen. Auch eine individuelle Interaktion mit dem Publikum ist vorteilhaft, um Zuhörer für sich zu gewinnen oder Fragen zu beantworten. Jeder Redner entscheidet dabei, wie weit er geht und wie er das Ziel seiner Rede mit dem rhetorischen Stilmittel der Flexibilität erreicht.
Joschka Fischer bleibt aufgrund seiner unverwechselbaren, rauen Art allen Zuhörern als Redner in Erinnerung. Er verstand es, seine Rhetorik so zu variieren, dass bei seinen Zuhörern Spannung erzeugt wurde. Dabei waren Joschka Fischer, seine Argumente und seine Art des Vortragens nicht vorhersehbar.
Seine Tagesform und seine Launen konnten besondere Situationen erzeugen. Diese waren nicht nur für die Personen im Publikum kurzweilig, sondern zeigten sehr deutlich die Positionierung von Joschka Fischer als Redner und Politiker. Joschka Fischers Redeweise zu kopieren, fällt schwer. Seine Wandlungsfähigkeit ist eine interessante Facette der Redekunst, die auch jeder Vortragende heute nutzen kann. Denn Versatilität bezieht sich nicht immer nur auf rhetorische Stilmittel, sondern auch auf Äußerlichkeiten und die Art und Weise der persönlichen Selbstdarstellung.
Martin Luther King – Charisma und Nachdruck durch Wiederholung
Mit Martin Luther King verbinden Menschen in aller Welt den bekannten Ausspruch: „I have a dream.“ Martin Luther King hielt seine berühmte Rede am 28. August 1963 in Washington D.C. Vor dem Lincoln Memorial hörten zu diesem Zeitpunkt mehr als 250.000 Personen seine Worte.
Als Redner gehört Martin Luther King zu den Vorbildern für Rhetorik und Charisma. Sein mitreißender, emotionaler Redestil hat Menschen zutiefst bewegt. Zugleich hat er mit seinem Einsatz im Amerika der 1960-er Jahre deutliche Verbesserungen für Afroamerikaner und andere ethnische Minderheiten bewirkt.
Martin Luther King wurde 1929 in Atlanta, Georgia geboren und starb am 4. April 1968 in Folge eines Mordanschlags in Memphis, Tennessee. Er war ein US-amerikanischer Bürgerrechtler und Pastor der Baptistenkirche. Martin Luther King steht für persönlichen, menschlichen Einsatz und dafür, dass man Überzeugungen auch dann durchsetzen kann, wenn diese im Gesamtkontext noch nicht populär sind.
Als Sprecher der Bewegung „Civil Rights Movement“ brachte er Hunderttausende von Afroamerikanern zu friedlichen Protesten auf die Straßen und propagierte den zivilen Ungehorsam. Das Ziel der Bürgerinitiative war, das Ungleichgewicht der Rassentrennung in den Vereinigten Staaten von Amerika zu durchbrechen.
Martin Luther King kannte, ähnlich wie Barack Obama, die Probleme der Menschen, für die seine Bewegung kämpfte, aus eigener Erfahrung. Er erlebte selbst, welche negativen Auswirkungen die Rassentrennung mit sich brachte. Schon als Kind erlebte er Diskriminierung. So war es ihm verboten, mit weißen Kindern zu spielen. Auch musste er eine Schule besuchen, die rassisch getrennt war. Unter anderem wurde er von Mahatma Ghandi inspiriert und kämpfte dafür, dass alle Amerikaner die gleichen Grundvoraussetzungen in Bezug auf Wahlrecht oder Schulbildung erlangen. Seine Bemühungen hatten insofern Erfolg, dass die Rassentrennung aufgehoben und in den US-Südstaaten ein uneingeschränktes Wahlrecht für die afroamerikanische Bevölkerung eingeführt wurde. 1964 erhielt Martin Luther King hierfür auch den Friedensnobelpreis.
Martin Luther King: „I had a dream“
„I have a Dream“ – diese Worte waren nicht geplant
Seine weltbekannten Worte „I have a dream“ waren zunächst überhaupt nicht für seine Rede am 28. August 1963 vorgesehen. Nur weil die Gospelsängerin Mahalia Jackson in der Nähe der Bühne stand und Martin Luther King zurief: „Erzähl ihnen von Deinem Traum“ wählte Martin Luther King die eindrucksvollen Worte seiner Rede. Betrachtet man die Rede heute, über 50 Jahre später, so sieht man in den Augen und an den Reaktionen der Zuhörer, wie Martin Luther King es geschafft hat, das Publikum zu überzeugen. Die gesamte Rede können Sie auf YouTube ansehen.
Martin Luther King spricht über ein Thema, das seinen Zuhörern sehr wichtig ist. Sie wünschen sich ebenfalls mehr Freiheit und haben ein großes Interesse daran, die Trennung der Rassen abzuschaffen. Dies war der eigentliche Grund für die Massenkundgebung, die als Marsch für Arbeit und Freiheit angekündigt und angemeldet war.
In Bezug auf Rhetorik fällt auf, dass Martin Luther King fast die gesamte Zeit mit der gleichen Stimmfarbe spricht. Er variiert aber immer wieder die Lautstärke und legt so Nachdruck auf das, was ihm persönlich wichtig ist. Zudem setzt Martin Luther King auf Beispiele, die seine Zuhörer nachvollziehen können. Seine Worte haben einen klaren Bezug zu seinen Zuhörern und ihrem Leben. Er bezieht sich auf geografische Brennpunkte, wenn der von den „roten Hügel von Georgia“ oder vom „Staat Mississippi, als Staat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und in der Hitze der Unterdrückung verschmachtet“ spricht. Seine Zuhörerschaft fühlte sich direkt angesprochen und wurde emotional berührt.
Das wichtigste, rhetorische Stilmittel ist jedoch die Wiederholung der Worte: „I have a dream!“ Mit jeder erneuten Wiederholung wurde der Traum von Martin Luther King zum Traum seiner gesamten Zuhörerschaft.
Lern-Effekt: Die berühmtesten Redner setzten immer wieder auf zwei besondere, rhetorische Stilmittel:
- Nachdruck durch Wiederholung
- Direkter Bezug auf eingängige Beispiele und die Lebenswirklichkeit der Menschen
Bei der Vorbereitung eines Vortrags sollte jeder Redner überlegen, welche Kernpunkte das Thema einschließt. Diese sollten dann möglichst oft und sinnvoll platziert werden, um das Ziel der Rede zu erreichen. Wer mit Nachdruck und durch Wiederholung auf seine Ziele hinweist, wird seine Zuhörer besser erreichen. Benutzt der Redner zusätzlich Beispiele, die die Zuhörer direkt nachvollziehen können, oder einen Satz oder eine Redewendung, die immer wiederholt wird, so wirkt dies überzeugend und professionell.
Nur die wenigsten Themen eines Vortrags sind für eine große Anzahl von Menschen so wichtig, wie das Anliegen von Martin Luther King. Doch auch Vorträge im wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Rahmen handeln häufig von Themenbereichen, die die Zuhörer persönlich betreffen. Durch gute Vorbereitung, die Bereitschaft zur Improvisation, sowie durch eingängige Wiederholungen und gut gewählte Beispiele, kann ein Redner Spannung erzeugen und seine Zuhörer begeistern.
Winston Churchill – Humor und Ironie als Stilmittel einer Rede
Auch von Sir Winston Churchill können Redner viel lernen. Winston Churchill gilt als berühmter Redner und als bedeutendster, britischer Staatsmann des 20. Jahrhunderts. Er führte Großbritannien durch den Zweiten Weltkrieg. Neben seinen zwei Amtszeiten als Premierminister war er auch in anderen britischen Regierungsämtern aktiv. Churchill wurde 1874 geboren und starb 1965 in London.
Churchill war der Sohn eines führenden Politikers der konservativen Partei. Er entstammte dem britischen Hochadel. Churchill war auch als Publizist und Schriftsteller aktiv und warnte in den 1930er Jahren bereits vor dem Aufstieg von Nazi-Deutschland. Als Schriftsteller war er mit allgemeiner Rhetorik und der professionellen, emotionalen Ansprache seines Publikums gut vertraut.
Seinem brillanten Humor und seiner tiefgehenden Ironie verdanken wir manch eingängige Zitate, die auch heute noch für ein Schmunzeln sorgen:
„Lache nie über die Dummheit der anderen. Sie ist deine Chance“
„Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen“
„Eine gute Rede ist eine Ansprache, die das Thema erschöpft, aber keineswegs die Zuhörer“
„Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst. Er gibt auch anderen eine Chance“
„Man löst keine Probleme, indem man sie auf Eis legt“
„Ein leidenschaftlicher Raucher, der immer von der Gefahr des Rauchens für die Gesundheit liest, hört in den meisten Fällen auf – zu lesen“
Ironie und Humor in Reden und Vorträgen angebracht?
In Reden und Vorträgen kann Humor oder Ironie helfen, die Aufmerksamkeit der Zuhörer wach zu halten und zum Nachdenken anzuregen. Setzt man Ironie als rhetorisches Stilmittel ein oder verwendet humoristische Sätze, so führt man zwei widersprüchliche Wahrheiten zu einer neuen Wahrheit zusammen. Die Sätze, die durch Ironie oder einen Scherz entstehen, sind eingängig. Zuhörer können sich diese leicht merken und rezitieren. Diese Sätze sind wie ein Anker für das Hauptthema und helfen dem Publikum, sich an die Gesamtaussage und die Hauptpunkte zu erinnern.
Lern-Effekt: Entscheiden Sie sich ganz bewusst bei der Ausarbeitung Ihres Vortrags für humorvolle oder ironische Aussagen. Planen Sie diese gut, um sicherzustellen, dass Sie keine verletzenden oder unprofessionellen Äußerungen verwenden, die ihnen später leidtun.
Beim Einsatz von Humor und Sarkasmus sind Flexibilität und Improvisation keine guten Ratgeber. Es besteht die Gefahr, dass ein unbedachter, lustiger Vergleich ins Negative abdriftet. Das rhetorische Stilmittel der Ironie darf außerdem nicht überstrapaziert werden. Verwenden Sie humorvolle Sprüche oder ironische Bemerkungen zu oft, lenkt dies vom Thema ab. Gerade bei ernsten Themen reicht eine „Prise“ Humor oder Ironie, um das Publikum zu fesseln und die Thematik weiter zu entwickeln.
Winston Churchill ist ein gutes Beispiel dafür, wie man humorvolle Sätze verwendet, um Reden aufzulockern. Auch Ihr Vortrag kann durch Humor interessanter und eingängiger werden, wenn Sie gern mit diesem Persönlichkeitsmerkmal spielen. Auch bei Ironie und Humor gilt: Versuchen Sie nicht, andere Redner zu kopieren, sondern bleiben Sie das Original. Finden Sie keinen passenden, humoristischen Vergleich, dann hilft oft auch ein Zitat oder eine allgemein bekannte Redewendung. Achten Sie darauf, dass diese passend ist und zum Thema und zum Publikum passt. Dann kann Ihre Rede durch etwas Humor und Ironie nur gewinnen.
John F.-Kennedy – wie man das Stilmittel des Kontrasts richtig einsetzt
Zu Lebzeiten von Martin Luther King war John Fitzgerald Kennedy der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. In seine kurze Amtszeit fallen bedeutende Ereignisse der Weltgeschichte. Neben den Fortschritten der afroamerikanischen Bürgerbewegung durch Martin Luther King erlebte John F. Kennedy als Präsident unter anderem den Beginn der bemannten Raumfahrt und musste den Bau der Berliner Mauer und die Eskalation im Vietnam-Krieg und in Kuba hinnehmen. John. F. Kennedy wurde am 22. November 1963 von einem Attentäter in Dallas, Texas ermordet.
Über das Leben von John F. Kennedy ist auch aus der Boulevardpresse sehr viel bekannt. Er entstammte einer sehr reichen, einflussreichen Familie. Als eher kränklicher junger Mann musste er seinen Wunsch nach einem Studium des Öfteren verschieben. Erst 1936 begann er an der Harvard University ein Studium der Politik.
Weltbekannt ist die Rede John F. Kennedys am 26. Juni 1963 in Berlin vor dem Schöneberger Rathaus. Sein Ausspruch: „Ich bin ein Berliner“, angelehnt an Ciceros Zitat: „Ich bin ein Bürger Roms“ (civis Romanus sum) drückte nicht nur seine Grundhaltung zu West-Deutschland aus. Diese Bemerkung macht auch sehr klar, welche beeindruckender Rhetoriker der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war.
John F. Kennedy wusste, was seine Worte in Berlin und in der westlichen Welt, aber auch im Ostblock, auslösen würden. Er hatte bei seinem Berlin-Besuch sowohl die neu entstandene Berliner Mauer gesehen als auch den Todesstreifen, der Ost- und Westberlin trennte. Er konnte sich vorstellen, wie sich die Berliner fühlten, die seit zwei Jahren Spielball zwischen zwei politischen Blöcken waren. Seine Rede stimmte er daher vor allem darauf ab, die Zuhörer emotional anzusprechen. Sein Ziel war es, einen Vergleich zwischen den beiden Regierungsformen Kommunismus und Demokratie aufzubauen. Dieses rhetorische Prinzip des Kontrasts oder der Abgrenzung zwischen zwei Systemen, Produkten oder Meinungen ist ein Stilmittel, dass auch heute bei Reden von Vorträgen sehr gut eingesetzt werden kann.
Der Präsident nutzt geschickt die Abgrenzung und bezeichnet die Menschen in Berlin als „freie Welt“. Damit bemerkt er gleichzeitig, dass alle Menschen im Kommunismus keine freien Bürger sind.
John F. Kennedy nutzt immer wieder die Wiederholung seines legendären Satzes „Ich bin ein Berliner“ und erwähnt auch immer wieder seinen Ausspruch: „Let them come to Berlin“, um Nachdruck auf seine Aussagen zu legen. Er beschreibt in seiner Rede den Gegensatz zwischen der „freien Welt“ und dem Kommunismus. Wer dies nicht erkennt, den lädt er mit den Worten ein: „Lass Sie nach Berlin kommen“ (Let them come to berlin).
Mit diesen Epiphora macht Kennedy deutlich, wie wichtig es ihm ist, den Bürgern Berlins Mut zu machen. Gleichzeitig möchte er den Kommunismus schwächen. Mit seinen starken Worten grenzt er Kommunismus und Demokratie immer weiter voneinander ab. Neben den rhetorischen Mitteln gewinnt die Rede Kennedys aufgrund seiner Stimmfarbe, seiner Gestik und Mimik und auch dem Einsatz von Spannung sowie lauten und leisen Elementen. Dies macht seine Rede zu einer der berühmtesten Reden der Welt und John F. Kennedy zu einem rhetorischen Meisterredner.
Info: Epipher oder Epiphora bezeichnet ein rhetorisches Ausdrucksmittel, bei dem eine einmalige oder mehrfache Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Ende aufeinanderfolgender Sätze oder Verse entsteht. Ein Anapher dagegen bezeichnet eine Wiederholung zu Beginn aufeinander folgender Verse oder Sätze.
Lern-Effekt: Von John F. Kennedy kann man gerade im Bezug auf den professionellen Aufbau einer Rede sehr viel lernen. Obwohl seine Rede in Berlin nur 9 Minuten dauerte, ist sowohl der Inhalt als auch die Wiederholung seiner Worte „Ich bin ein Berliner“ noch Jahrzehnte später allen Generationen sehr gut bekannt. Vor allem das Stilmittel des Kontrasts, also der Gegenüberstellung von zwei unterschiedlichen Punkten, ist für heutige Redner sehr wichtig. Im wirtschaftlichen Bereich mag die Gegenüberstellung von zwei Produkten das Thema eines Vortrags dominieren. Im politischen Bereich könnte der Vergleich von zwei Gesetzesvorhaben ein Publikum interessieren. Das rhetorische Ausdrucksmittel des Kontrasts in einen Vortrag zu integrieren hilft, Ziele zu erreichen und jedem Zuhörer klar zu vermitteln, wofür Sie als Redner stehen.
Steve Jobs – ein grandioser Verkäufer
Auch Steve Jobs gilt als brillanter Redner und Rhetoriker. Als Gründer von Apple hat Steve Jobs eines der weltweit erfolgreichsten Unternehmen gegründet und aufgebaut.
Steve Jobs wurde 1955 in San Francisco als Sohn eines syrischen Einwanderers geboren. Seine Mutter emigrierte ebenfalls in die USA und entstammte einer Deutschschweizer Familie. Steve Jobs wurde kurz nach seiner Geburt zu Adoption freigegeben. Er wuchs bei seinen Adoptiveltern Paul Reinhold und Clara Jobs auf. Jobs interessierte sich bereits sehr früh für die Elektronikindustrie und starte seine Karriere beim damaligen Computerhersteller Atari. Der Firmenname Apple geht mit großer Wahrscheinlichkeit auf Steve Jobs Ernährungsweise als Frutarier zurück.
Steve Jobs verstand es wie kaum ein anderer Redner der modernen Zeit, Bedarf und Bedürfnisse seiner Zuhörer zu erkennen oder zu wecken. Als Verkäufer behandelte er seine Themen stets nutzenorientiert. Ihm war wichtig, den Vorteil eines technischen Geräts so herauszustellen, dass die Zuhörer den unbedingten Wunsch verspürten, Apple-Geräte zu besitzen. Im Laufe der Jahre erwuchs aus diesem Verlangen bei manchen Apple-Kunden eine Sucht. Die Präsentationen von Steve Jobs und seinen Nachfolgern an der Spitze von Apple sind immer wieder viel beachtete Highlights. Manch Kunde wartet schon lange vor Verkaufsstart eines neuen Produktes vor einem Apple-Store, um als erster die neuen Geräte ausprobieren zu können.
Wie schaffte es Steve Jobs, diese Begeisterung bei seinen Vorträgen und Präsentationen auszulösen?
Steve Jobs nutzt im Wesentlichen 5 Präsentationstechniken, die jedem Vortragenden helfen können, ähnliche Ergebnisse zu erzielen:
1. Vorteile seines Produktes herausstellen
Steve Jobs stellte in seinen Vorträgen und Präsentationen stets den Nutzen und die Vorteile des Produkts heraus. Er beantwortete die Frage, die sich jeder Zuhörer bei einem Vortrag stellt: Was geht mich das an? Was habe ich persönlich davon? Steve Jobs sprach immer mit einer positiven Nutzenargumentation – eine Tugend, die sehr erfolgreiche Verkäufer auch für Verkaufsgespräche übernehmen. Der Verkauf oder die Präsentation mit einer auf das Publikum oder die potenziellen Kunden fokussierten Nutzenargumentation, bedarf einer sehr guten Vorbereitung. Sonst passiert es schnell, trotz guter Argumente an den Bedürfnissen der Zuhörer vorbei zu reden.
2. Konzentration auf Schlüsselaussagen
Steve Jobs präsentierte stets mit visuellen Hilfsmitteln und Präsentationen. Seine Folien waren immer sehr kurz und knapp gehalten. Das MacBook Air, eines der fortschrittlichsten Notebooks, kündigte er statt mit großspurigen Worten, sehr einfach an: „Das dünnste Notebook der Welt.“ Solche Aussagen sind einprägsam und helfen den Zuhörern, die Kernmerkmale des Produkts zu verstehen. Eine Präsentationsfolie mit zu vielen Aussagen, Farben und Bildern lenkt dagegen vom Wesentlichen ab und mindert die Konzentration der Zuhörer.
3. Visualisieren Sie Ihre Aussagen
Nutzen Sie eine Präsentation in Ihrem Vortrag, so visualisieren Sie starke Sätze und Kernpunkte. Steve Jobs zeigte zu seiner Aussage: „Das dünnste Notebook der Welt“ ein MacBook in einem Briefumschlag. Damit gewinnt die Aussage und ist einprägsamer. Jeder Zuhörer hat zudem ein Bild im Kopf, das er nicht mehr vergisst. Arbeiten Sie bei Ihren Hauptpunkten im Vortrag ähnlich, bleiben diese für die Zuhörer lange präsent und einprägsam.
4. Medienvielfalt bedeutet Abwechslung für die Zuhörer
Steve Jobs nutzte alle multimedialen Elemente seiner Zeit. Er macht sich vorab Gedanken darüber, wie er Spannung aufbauen und die Zuhörer und Zuschauer unterhalten könnte. Er setzte geschickt Bilder, Videos und andere Visualisierungen ein, um das Publikum zu fesseln. Um die Spannung immer weiter zu steigern, baute er auch geschickte Wiederholung in seine Vorträge ein. Mit den Worten: „One more thing“ leitete er zum Ende seiner Präsentation stets das Highlight ein. Nachdem dieses Stilmittel bei seinen Zuhörern und Zuschauern bekannt war, wartete jeder gespannt auf das Ende des Vortrags. Schon lange im Voraus wurde über das Highlight der Präsentation spekuliert, was die Veranstaltung und die Produkte, sowie den Aktienkurs noch wertvoller machten.
5. Die Dreierregel
Um die Zuhörer nicht mit unterschiedlichen Themen zu langweilen, beschränkte sich Steve Jobs immer nur auf drei wichtige Themen. Im September 2009 sagte er zum Beispiel ganz am Anfang seiner Präsentation, dass er nun über drei Punkte sprechen werde: Iphone, Itunes und Iphone. Mit gedanklichen Ankern zeigte er dem Publikum, in welchem Teil der Präsentation sie sich gerade befanden: „Nun fahren wir mit dem zweiten Punkt fort.“
Weitergehende Informationen konnten direkt auf der Internetseite von Appel abgerufen werden. Steve Jobs beschränkte sich auf die für die Zuhörer und das Unternehmen wichtigen Punkte. Weniger entscheidende Infos wurden geschickt ausgelagert. Für Ihre Präsentation können Sie aus dem Beispiel von Steve Jobs lernen. Auch ein Handout oder ein Verweis zur eigenen Internetseite kann wirkungsvoll sein. Damit können Sie ihren Zuhörern einerseits weiteren Input zu vermitteln, ohne diese gleichzeitig mit zu vielen Informationen zu überfordern.
Bei einer Präsentation, bei der Sie unterschiedliche visuelle Mittel einsetzen, ist es äußert wichtig, die Zuhörer mit dem Gesagten und Gezeigten nicht zu erschöpfen. Denken Sie immer daran, was Sie mit der Präsentation erreichen möchten. Im Wesentlichen möchte jede Präsentation genau das erreichen, was auch Steve Jobs stets mit seinen Ausführungen bewirkte:
- Informieren
- Bilden
- Unterhalten
Aristoteles – der Urmeister der Rhetorik und Dialektik
Neben den berühmtesten Rednern unserer modernen Zeit gibt es auch in der Antike sehr einflussreiche und gebildete Redner und Philosophen. Es lohnt sich, Ihre Geschichten zu kennen und von Ihnen zu lernen.
Einer der wichtigsten historischen Redner war Aristoteles, der von 384 v. Chr. bis 322 v. Chr. in Griechenland lebte. Sein Lehrer war Platon. Aristoteles war an vielen unterschiedlichen Disziplinen maßgeblich beteiligt. Viele seiner Erkenntnisse und Meinungen flossen zum Beispiel in die Lehren der Dialektik, Logik und der Dichtungstheorie ein. Aristoteles war für zwei Jahre Lehrer Alexanders des Großen und prägte diesen maßgeblich.
Das Wort Dialektik stammt aus dem griechischen Sprachgebrauch und beschreibt wörtlich die Kunst der Unterredung. Man kann darunter auch das Aufbauen von These und Antithese verstehen. Entstehen bei einer Debatte, nach angeregter Diskussion, neue Erkenntnisse, spricht man hier auch von einer Synthese. Dialektik beschreibt also vor allem ein rhetorisches Element zur methodischen Wahrheitsfindung.
Auch wenn wir keine Reden von Aristoteles untersuchen, so hat er uns berühmte und wegweisende Zitate hinterlassen. Diese lassen erkennen, wie er dachte und fühlte. Seine Einsichten zu einem guten und glücklichen Leben oder zum „Goldenen Mittelweg“ sind auch heute noch ein Bestandteil der Philosophie und wissenschaftlichen Untersuchungen.
Einige anerkannte und treffende Zitate von Aristoteles lauten:
„Einen Fehler durch eine Lüge zu verdecken heißt, einen Flecken durch ein Loch zu ersetzen“
„Wenn auf der Erde die Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich“
„Ein Schmeichler ist ein Freund, der Dir unterlegen ist oder vorgibt, es zu sein“
„Angenehm ist am Gegenwärtigen die Tätigkeit, am Künftigen die Hoffnung und am Vergangenen die Erinnerung“
Lern-Effekt: Die Ursprünge und die Grundlagen der Rhetorik und Dialektik zu kennen, kann für heutige Vortragende ein sehr wichtiger Anker sein. Wenn Sie sich eingehend mit den Werken von Aristoteles und Platon und anderen wichtigen Philosophen beschäftigen, werden Sie ihre Vorträge und Reden noch gründlicher und strukturierter aufbauen können. Aristoteles verwendet für seine Zeitepoche imposante Beispiele und logische und teils humorvolle Metaphern. Diese verstehen wir noch heute. Auch erkennen wir die Wahrheit oder den tieferen Sinn dieser Aussprüche. Rhetorik ist die Fähigkeit, das Überzeugende, das jeder Sache innewohnt, zu erkennen. Wer sich von dieser Feststellung bei der Ausarbeitung von Reden, Vorträgen oder Präsentationen leiten lässt, wird seine Zuhörer besser und zielstrebiger erreichen.
Zusammenfassung und Fazit
Berühmte Redner und ihre berühmten, eindrucksvollen Reden haben die Epochen der Menschheitsgeschichte beeinflusst. Alle berühmten Redner haben eine Gemeinsamkeit: Durch Fakten und Emotionen sowie durch logische Schlussfolgerung ist es Ihnen gelungen, ihre Zuhörer zu begeistern und zu überzeugen.
Dazu haben die berühmtesten Redner unterschiedliche Redestrategien und Stilmittel benutzt. Manche setzten dabei ihren Schwerpunkt auf Emotionen. Andere Redner orientierten sich an beweisbaren Fakten. Emotionale Redner nutzten zudem immer wieder auch Beispiele aus dem Leben ihrer Zuhörer. Sie erzählten mitreißende Geschichten, die die Zuhörer emotional berührten und zum Handeln anregten. Neben der Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer, gewannen diese Redner oft auch ihr Vertrauen.
Durch gezielte Fragen konnten berühmte Redner ihr Publikum zum Nachdenken anregen. Viele nutzten dazu auch Wiederholungen von Schlüsselwörtern oder ganzen Sätzen. Mit humorvollen oder amüsanten Geschichten oder Metaphern zogen sie das Publikum in ihren Bann.
Authentizität war und ist dabei für jeden der Redner entscheidend. Die Kopie eines Originals zu sein, war für keinen der berühmtesten Redner eine Option. Jeder von Ihnen punktete durch eine eigene, unverwechselbare Redeweise und den professionellen Einsatz von Gestik, Mimik oder Pausentechnik.
Auch für heutige Redner oder Redenschreiber gilt: Neben einer guten Vorbereitung sollten Sie immer darauf achten, Sie selbst zu bleiben. Ahmen Sie keinen Redner nach, selbst wenn Sie diesen kennen und schätzen. Achten Sie vielmehr darauf, Ihr Publikum genau zu analysieren. Überlegen Sie eingehend, was die Zuhörer wirklich interessiert und bewegt. Dann können Sie nutzenorientiert argumentieren. Wenn es Ihnen gelingen, die Lebenswirklichkeit von Menschen gekonnt wiederzugeben, können Sie die Erkenntnisse für Ihren Vortrag nutzen. So werden Sie mit Ihrer Rede oder Ihrer Präsentation begeistern, überzeugen und gleichzeitig Ihre persönlichen Ziele erreichen.
Redaktion redenwelt.de