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Wer sich im rheinischen Karneval und insbesondere im Kölner Karneval auskennt, der kommt auch am Sitzungspräsidenten nicht vorbei. Der Kabarettist und Büttenredner Volker Weininger gibt auf Sessions im Kölner Karneval gern den betrunkenen Sitzungspräsidenten. Lallend und gackernd steht er vor den Jecken und schafft es mit einem Gag nach dem anderen, sie zum Johlen und Juchzen zu bringen.
Sucht man den Begriff „Sitzungspräsident“ in einer Suchmaschine, kommt tatsächlich auch als erstes Volker Weininger zum Vorschein. Doch, was genau macht der Sitzungspräsident eigentlich? Welche Aufgaben stehen da im Raum und was genau macht die Büttenrede und Ansprachen des Sitzungspräsidenten aus?
Was Weininger mit viel derbem Humor und Menge Augenzwinkern durch den Kakao zieht, ist eine ebenso wichtige wie aufwendige Aufgabe. Das Amt des Sitzungspräsidenten im Karneval wird deshalb auch nur an Männer vergeben, die ein großes Organisationstalent mitbringen. Ohne das, wäre die Ausübung gar nicht möglich.
Die erste und vordergründige Aufgabe des Sitzungspräsidenten ist es, die Gäste durch die Karnevalssitzung zu führen. Er ist so etwas wie der Moderator und schlägt die Brücken zwischen den einzelnen Akteuren. Das ist nicht immer ganz einfach, denn dabei muss der Zeitplan minutiös eingehalten werden. Je größer eine solche Session wird, desto wichtiger ist genaue Planung. Sind beispielsweise Bands von Format vorgesehen, müssen Sie als Sitzungspräsident damit rechnen, dass diese auch noch andere Auftritte haben. Das bedeutet, dass jeder Auftritt pünktlich beginnen muss und auch Zugaben beispielsweise vorher eingeplant werden müssen. Während also alle im Saal schunkeln, sich amüsieren und lauthals lachen, muss der Sitzungspräsident die Uhr im Auge behalten.
Auf den ersten Blick wirkt das wie ein sehr trockener Posten inmitten einer feuchtfröhlichen Gesellschaft. Doch das wirkt nur so. Denn der Sitzungspräsident ist so nah am karnevalistischen Geschehen dran, wie kein anderer. Er organisiert die Sitzungen, plant die genauen Abfolgen und ist auch in die Auswahl der einzelnen Akteure eingebunden. Auch wenn diese Überwiegend von den Literaten im Karnevalsverein übernommen wird, ist der Sitzungspräsident doch derjenige, der am Ende das Ok gibt.
Was Weininger mit seinen Scherzen und seinen Auftritten als betrunkener Sitzungspräsident darstellt, wird oft erst auf den zweiten Blick klar. Nichts geht ohne den Sitzungspräsidenten. Denn auch wenn dieser nur selten selbst in der Bütt steht. Er ist derjenige, der die Proben überwacht und sich die Beiträge lange vor der Session schon anhört. Dabei geht es nicht nur darum, den Rednern Hilfestellungen zu geben. Natürlich profitiert manch junger Büttenredner vom Erfahrungsschatz eines guten Sitzungspräsidenten, der ihm den einen oder anderen Kniff zeigen kann.
Doch auch rechtliche Aspekte zählen hier zu den Aufgaben des Mannes in der Schaltzentrale. Denn die Bühne der Karnevalisten ist kein rechtsfreier Raum. Kommt es im Rahmen von Büttenreden zu Rechtsverletzungen, kann das für den Redner und eventuell auch für die Veranstalter Folgen haben. Auch wenn sich Büttenredner kaum auf das Urheberrecht für ihre Gags berufen können. Erhebliche Beleidigungen oder gar Volksverhetzungen haben im Karneval nichts verloren. Hier achtet der Präsident auf die Inhalte und gibt die Nummern vor dem eigentlichen Sitzungstermin frei. Das die Arbeit bei bekannten Büttenrednern natürlich leichter ist, weil deren Programm bekannt ist, ist klar. Junge Talente in der Bütt können da schon eher mal Risikofaktoren darstellen. Sie müssen notfalls an die Hand genommen und ein Stück weit auf dem Weg zum richtig guten Büttenredner begleitet werden.
Neben der Verantwortung für das Programm an sich, trägt der Sitzungspräsident auch die Verantwortung für die Sicherheit und die Organisation. Kommt es in diesem Bereich zu Problemen, ist der Sitzungspräsident erst einmal in der Haftung. Er als erster Vertreter des Karnevalsvereins in diesem Bereich muss dafür Sorge tragen, dass ein gutes Sicherheitskonzept vorhanden ist. Das ist wichtig, damit im Brand- oder Katastrophenfall alle Gäste sicher aus der Session kommen.
Der Sitzungspräsident muss nicht zwangsläufig Mitglied im Elferrat sein. Ist es aber meistens. Er, die anderen Mitglieder des Elferrates und das Prinzenpaar sind in der Regel die wichtigsten Figuren im örtlichen Karneval.
Nicht nur, dass er Jahr für Jahr eine Vielzahl von Büttenreden hört. Viele Sitzungspräsidenten sind selbst begnadete Büttenredner. Mancher lässt es sich auch nicht nehmen, auf der eigenen Sitzung zwischendurch selbst in die Bütt zu steigen. Doch das härteste Stück Arbeit ist sicherlich die Bewertung des Nachwuchses.
Neben den Literaten des Karnevalsvereins ist der Sitzungspräsident regelmäßig auf dem einen oder anderen Vorstellabend anzutreffen. Bevor nämlich die Karnevalszeit losgeht, starten in Köln, Bonn, Düsseldorf, Hennen und anderen Karnevalshochburgen die Vorstellabende. Hier geben Büttenredner, Kabarettisten, Bands, Tanzgruppen Narren und Närrinnen und alle die zu Karneval auf die Bühne wollen sich die Klinke in die Hand. Ein Act nach dem anderen wird einem fachkundigen Karnevalisten Publikum gezeigt.
Der Auftritt entscheidet dabei darüber, ob der Karnevalskünstler in der laufenden Saison gebucht wird oder nicht. Aus diesem Grund ist grade für die verschiedenen Künstler der Vorstellabend so wichtig. Die Anwesenheit des Sitzungspräsidenten wiederum ist wichtig. Schon allein um sich vorweg ein Bild von der Qualität der zur Verfügung stehenden Programmpunkte machen zu können. Vor allem größere Karnevalsvereine, die mehrere lange Sessionen in einer Saison geben, brauchen jedes Jahr aufs Neue eine breite Palette an Künstlern. Die Kunst ist es, hier die Mischung zu finden zwischen solchen die jedes Jahr kommen. Andererseits aber auch denen, die als Neulinge eine Chance verdient haben.
Niemand will sich den einen Rohdiamanten entgehen lassen. Aus genau diesem Grund ist der Terminplan eines Sitzungspräsidenten in der Wochen vor dem 11.11 eines jeden Jahres erst einmal besonders vollgestopft. Da darf dann auch das eine oder andere Kölsch zwischendurch nicht fehlen.
Als Sitzungspräsident wissen Sie natürlich, wie eine Büttenrede zu gestalten ist. Wenn Sie trotzdem die eine oder andere Anregung suchen und sich gern ein paar Ideen und Gags mitnehmen möchten, finden auch Sie hier passende Büttenreden.
Das Problem bei einem Sitzungspräsidenten in der Bütt ist immer der Anspruch. Die Karnevalsgesellschaft kennt ihre Sitzungspräsidenten und hat in der Regel einen besonders hohen Anspruch an dessen Vortrag. Zumeist auch mit Recht, denn die Erfahrung, die ein Sitzungspräsident mitbringt, ist nicht zu unterschätzen. Kaum jemand verbringt so viel Zeit auf der Bühne wie er. Seine Witze müssen sitzen und das innerhalb kurzer Vortragsphasen, denn er hat nur die Momente der Überleitung von einem Act zum nächsten. Da ist es nur logisch, dass einem solchen Mann auch eine pointierte und witzige Büttenrede zuzutrauen ist.
Das Vortragen selbst wird dabei kaum ein Problem darstellen. Fraglich ist, ob die Zeit vorhanden ist, eine Karnevalsrede von dem Format auf die Beine zu stellen, die hier nötig ist.
Auch wenn die Sitzungen, deren Organisation und Abhaltung die Hauptaufgaben des Sitzungspräsidenten sind, gibt es da noch mehr. Auch am Rosenmontagsumzug ist er maßgeblich beteiligt. Nicht nur als Werfer von Kamellen. Vor allem, wenn der Sitzungspräsident Mitglied des Elferrates ist, wird er hier seine Aufgaben zugeteilt bekommen. Dabei warten nicht nur die Kölner Jecken Jahr für Jahr auf ein neues Spektakel.
Die Wagen des Umzuges sind tatsächlich jedes Jahr aufs Neue aufwendig und teilweise spektakulär gestaltet. Nicht nur der Kölner Karneval ist für seinen Umzug mit zahlreichen Mottowagen bekannt. Jecken aus dem ganzen Land nutzen diese Möglichkeit, um auf Missstände im Land oder in der Welt hinzuweisen. Das dabei viel Satire, Polemik und Ironie im Spiel ist, versteht sich von selbst. Die Problematiken sollen überspitzt und gern auch karikiert werden.
Wenn die Sitzungsphase des Karnevals begonnen hat und sich im Kalender eine Sitzung an die andere reiht, dann beginnt die Phase, in welcher der Präsident richtig viel zu tun hat. Manche Vereine haben es sich dabei zum Ziel gesetzt möglichst viele Themensitzungen abzuhalten. Dabei gibt es spezielle Reden wie:
Je nach Sitzungsart, kann das Publikum variieren und die Anforderungen an den Sitzungspräsidenten sind andere. Zeitpunkt und Rahmen der jeweiligen Sitzungen sind von Stadt zu Stadt und von Betreiber bzw. Veranstalter zu Veranstalter unterschiedlich.
Sie ist ein fester Bestandteil des karnevalistischen Treibens. Die Büttenrede. Doch, woher kommt diese Form des Vortrags eigentlich? Die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten ist interessant zu beobachten. Im Ursprung und ganz klassisch als reiner Reimvortrag dargelegt, gibt es die Büttenrede heute auch schon in anderen Formen. Der Dialog, das Zwiegespräch oder auch die Kabarettistische Einlage ohne Einhaltung des Jambus kommen immer öfter zum Einsatz.
Die Büttenrede ist dabei eine Redeart, die eine lange Geschichte hat. Denn die Büttenrede geht auf das mittelalterliche Rügerecht zurück. Dieses erlaubte es einem einfachen Mann in der Fastenzeit die Kirche und den Staat zu kritisieren und Missstände anzusprechen. Das konnte humorvoll, ernst aber auch vollkommen schonungslos passieren. Eine Strafe brauchte man dabei nicht zu befürchten. Ob sich dadurch aber tatsächlich Änderungen einstellten, mag ebenfalls dahingestellt sein.
Die heutige Büttenrede sieht sich eng in der Tradition dieser Fastnachtreden. Sie soll Missstände und Geschehnisse in der Welt in den Mittelpunkt stellen. Diese sollen tatsächlich auch bewertet und beurteilt werden. Am Ende ist das Urteil natürlich zumeist ein Negatives, sodass die Büttenrede in erster Linie kritisch an das Weltgeschehen herangeht.
Doch in den letzten Jahren hat sich das Gesicht der Büttenrede auch ein Stück weit gewandelt. Wo sie traditionell stets im Reim mit dem Jambus als Versmaß daherkam, sind heute auch schon viele ungereimte Beiträge zu hören. Was allerdings nach wie vor gängig ist, ist die Nutzung der jeweiligen Mundart. So klingt eine Büttenrede im Aachener Karneval gänzlich anders als im Kölner Karneval.
Die Büttenrede ist dabei ein Phänomen, dass in Deutschland lange Zeit nur im westdeutschen Kulturraum eine Rolle spielte. Die großen Hochburgen der Karnevalssitzungen und der Büttenreden sind dabei von je her:
Auch die Fränkische Fastnacht in Nürnberg zählt zu den bekanntesten Karnevalsvarianten mit außerordentlich guten Büttenreden. Inzwischen hat sich auch der Berliner Karneval eine Menge in Sachen Büttenreden abgeschaut.
Ob als Sitzungspräsident, als Mitglied im Elferrat, als Prinz oder Prinzessin oder als einfacher Narr oder Jeck. Die Zeit des Karnevals ist eine ganz besondere Zeit im Jahr. Vom 11.11. bis in den Februar hinein scheint der Frohsinn zu regieren. Büttenreden sind dabei einerseits eine tolle Unterhaltung, andererseits aber auch eine schöne Möglichkeit, öffentlich und vor einem großen Publikum Kritik zu üben. An politischen Entwicklungen. An religiösen und kirchlichen Belangen. Aber auch an gesellschaftspolitischen Themen und Entwicklungen.
Diese Möglichkeit hat sich natürlich durch die Aufmerksamkeit des Fernsehens in den letzten Jahren noch mehr erhöht. Die größten Karnevalssitzungen verschiedener Karnevalsvereine aus ganz Deutschland werden in der Karnevalszeit auch im Fernsehen übertragen. Letztlich macht das die Aufgabe des Sitzungspräsidenten nicht leichter. Es ist ein Job, der mit Sicherheit nicht von jedem gemeistert werden kann.
Nicht umsonst wird er oftmals von Menschen ausgefüllt, die vorher schon eine Menge Bühnenerfahrung haben. Nicht selten sind es auch Geistliche, die als Sitzungspräsidenten antreten. Oder andere Personen des öffentlichen Lebens, die sich in ihrem Karnevalsverein weiter einbringen möchten. Je kleiner die Stadt und der Karnevalsverein, desto familiärer wird dabei natürlich das Umfeld. Wenn es dann wirklich einmal zu einer Büttenrede zu Karneval vom Sitzungspräsidenten kommt, hört wirklich jeder zu. Denn jeder ist sich sicher, dass dieser Mann wirklich etwas zu sagen.
Genau das ist auch der Grund für den Erfolg Weiningers. Denn so sehr die Menschen ihre Sitzungspräsidenten auch schätzen – das menschliche an jedem einzelnen ist doch immer noch das Sympathischste. Genau das bringt Weininger in überzogener und überspitzter Form auf die Bühne. Seine Erfahrung dabei? Noch nie hat sich ein Sitzungspräsident bei ihm beschwert. Die meisten stimmen lauthals in die Lacher im Saal mit ein.
Redaktion redenwelt.de
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